Es gärte im Volk! Die Revolution von 1848 kündigte sich an, als ein junger Buchdrucker aus Hörste die allererste Zeitung für Halle und Umgebung herausbrachte.
Voller Angst sahen die „kleinen Leute“ in Ravensberg der Zukunft entgegen — besonders die Heuerlinge und Leinenspinner: Nie entkamen sie der Armut. Die Bauern verlangten unbezahlte Arbeit, die modernen Spinnmaschinen verdarben die Preise für ihr handgesponnenes Leinengarn. Und nun auch noch die Kartoffelfäule! In dieser Zeit entschloss sich Johann Heinrich Uthmann aus Hörste, eine Zeitung herauszugeben — den „Boten vom Ravensberge“. Die erste Ausgabe erschien 1844, vier Jahre bevor die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche die Pressefreiheit forderte.
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Das Wochenblatt erschien immer samstags und war mit seinen wenigen Seiten eher ein Wochenblättchen, aber es informierte über alles, was die Leute beschäftigte.
Am 24. Dezember 1844 heiratete Heinrich Uthmann, Emilie Sophie Cherouny. Deren Vater war „Salzfaktor“ in Halle, also Beamter mit der Konzession zum Salzverkauf. Die Eheleute beschlossen eine Gütertrennung — und das hatte seinen Grund: Was den Zeitungspionier vor große Probleme stellte, waren hohe Steuern und wenige Abonnenten, ihm fehlten also feste Einnahmen.
Doch Landrat zur Hellen und Pastor Steller bestärkten ihn immer wieder: die Zeit sei reif für eine Zeitung, selbst im ländlichen Kreis Halle. Um 1854 änderte Uthmann den Titel des „Boten“ in „Haller Kreisblatt“ und durfte sogar amtliche Bekanntmachungen veröffentlichen. Mehr Abonnenten brachte es nicht.
Was Uthmann letztlich entmutigte, war die Zensur. Er zeigte durch die Wahl seiner Themen durchaus eine politische Haltung, die dem preußischen Polizeistaat mehrmals missfiel. Letztlich kehrten Emilie Sophie und Heinrich Uthmann ihrem Land den Rücken und wanderten um 1858 nach Amerika aus, wie so viele, die auf mehr Freiheit hofften.
Katja Kosubek 2018