Aus dem Zwischenstoff einer Hakenkreuzfahne schneiderte sich Liselotte Böttcher, eine Lehrerin der Schule in Hörste, dieses Sommerkleid. Es zeigt die typische Linienführung der 1940er Jahre: Breite Schulterpartie, „Puffärmel“ und einen schwingenden Rock. In Halle war der Bedarf an Hakenkreuzfahnen groß gewesen, besonders zum Kreisparteitag der NSDAP in Halle 1939. Das einstige Symbol des nationalsozialistischen Triumphs wurde nach 1945 zum nützlichen Rohstoff, nach der Devise: Aus alt mach neu! So konnten Kleidermarken und Geld gespart werden.
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Aus dem Zwischenstoff einer ausgedienten Hakenkreuzfahne wurde zwischen 1945 und 1948 dieses weiße Kleid geschneidert. Es gehörte Lisalotte Böttcherm die damals Lehrerin an der Schule zu Hörste war. Das Umarbeiten sparte Kleidermarken und Geld.
Zu Schnitt und Mode: Das Tageskleid zeigt die typische Linienführung, die während der 1930er und 1940er Jahre nahezu unverändert blieb: Hochgeschlossener Ausschnitt, eine breite, gerade Schulterpartie, betont durch „Puffärmel“, eine schlanke Taille, die auch gern durch einen schmalen Gürtel unterstrichen wurde und einen schwingenden Rock. Die Raffinessen des Kleides sind das in Durchbruchsarbeit gearbeitete Rautenmuster der Passe, die beliebte Raffung unterhalb der Brust und der breite Tailleneinsatz. Nicht zuletzt ließen sich durch solch kleinteilige Schnittmuster auch Stoffreste gut wiederverwerten. Auf diese Weise konnte man in den ersten Nachkriegsjahren kostbare Kleidermarken einsparen.
Hakenkreuzfahnen in Halle: Während der nationalsozialistischen Diktatur war auch in Halle war Nachfrage an Hakenkreuzfahnen groß gewesen, besonders zum Kreisparteitag 1939, der auf dem Sportplatz am Künsebecker Weg (heute Tannenwäldchen und Wohnhaus Imsande) abgehalten wurde. Agnes, die damals bei Brinkmann in Halle Näherin lernte, erzählt: „Was habe ich Fahnen genäht – eine nach der anderen. Wenn man den Kniff raus hatte, ging das ganz flott!“
Kultur des Sparens und der Weiterverwertung in der Nachkriegszeit: Die Hakenkreuzfahne, das Symbol des nationalsozialistischen Triumphes, sank nach 1945 in die Stoffrestetruhe der Nachkriegsfrauen. Bedingt durch die Rationierung von Textilien galt bereits während des Zweiten Weltkriegs die Devise „aus alt mach neu“. Modezeitschriften wie z.B. Burda propagierten einen kriegsbedingten Materialmix und lieferten entsprechende Schnittmuster „aus zwei mach eins“. Das Kriegsende brachte neue Materialien zur Kleiderherstellung: Fallschirmseide, amerikanische Zuckersäcke oder eben Hakenkreuzfahnen.
Das Museum HallerZeitRäume freut sich über weitere Dinge, die von der Organisations- und Improvisationskultur der Nachkriegszeit erzählen.