„Das Leben ist eine dauernde Prüfung, in der das vertiefte Können seine Bewährung findet.“ So lautete einer der Glaubenssätze, die bei Rektor Christian Frederking häufig Anwendung fanden.
Im Dorf Hahlen bei Minden wurde er 1860 geboren. Als das deutsche Kaiserreich zehn Jahre alt war, trat der junge Lehrer 1881 seine erste Stelle in Halle an. Er blieb fünf Jahre, unterrichtete dann in Bünde und kehrte 1898 nach Halle zurück: Ihn lockte die Leitung der kurz zuvor gegründeten Höheren Privatschule.
Strammer Preuße durch und durch, regierte der neue Rektor nach den Regeln von Zucht und Ordnung: Prügelte er die Knaben auch zuweilen zum Fenster hinaus, so wurde ihm doch auch verlässliche Gerechtigkeit bescheinigt. Es gelang ihm, die Schule zu einer hochgelobten Bildungsstätte zu entwickeln. Den Lehrstoff ergänzte er durch selbstverfasste Fibeln. Manch ein Zögling bekannte später, man habe bei „Pin“ — so sein Spitzname — tatsächlich viel für das Leben gelernt.
Frederking war ein Mann von einzigartiger Originalität. Er prägte Halle wie Halle ihn, liebte die Stadt und ihre Umgebung. 1901 schuf der Naturfreund den „Verschönerungs-Verein“. Als dessen Vorsitzender ließ er manchen Wanderweg, eine prächtige Rodelbahn und 1909 die Kastanienallee zur Kaffeemühle anlegen.
Für sich und seine warmherzige Ehefrau Hermine baute Frederking 1912 an der Kaiserstraße, neben der Schule, ein schmuckes Heim. Kinder blieben dem Paar versagt.
Christian Frederking hatte wohl insgeheim mit einer Ehrenbürgerschaft gerechnet: Zu seinem 80. Geburtstag erhielt er 1940 eine Ehrenurkunde — die hatte aber lediglich die Benennung eines Wanderwegs am Hengeberg in „Frederkingpfad“ zum Inhalt. Seine unverhohlene Nähe zum Nationalsozialismus könnte der Grund gewesen sein.
Ganz überraschend ist 2018 Frederkings Tagebuch der Jahre 1914–1924 im Kreisarchiv Gütersloh entdeckt worden. Die Forschung hat eben erst begonnen…
Wolfgang Kosubek