Nur durch großzügige Spenden konnte im Oktober 1876 Halles erstes Krankenhaus eingeweiht werden. Gefördert wurde es auch in den Folgejahren immer wieder von Familien wie den Kiskers, den Graebes oder dem Ehepaar Winnebrock, das 1901 insgesamt 94.000 Mark stiftete – ein Vermögen!
Wichtig für den Krankenhausbetrieb war der städtische Eiskeller an der Lindart, den es seit 1871 gab. Das im Winter eingelagerte Eis wurde gebraucht, um Verletzungen zu kühlen und in Eisschränken Medikamente frisch zu halten.
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Damals, als es noch keine Kühlschränke gab, wurde im Winter am Laibach Eis gebrochen und für den Sommer eingelagert. Dafür brauchte man einen Eiskeller. Abnehmer waren vor allem Krankenhaus, Apotheken und Gaststätten.
Vor allem auf Betreiben von Julius Kisker (1818-1882), Ratsherr und Handelsrichter in Bielefeld, sollte es ab 1870 zur Einrichtung eines städtischen Eiskellers kommen. Kisker wollte den Eiskeller kostenlos bauen, die Stadt sollte das Grundstück bereitstellen, die Erhaltung und Verwaltung übernehmen und dafür sorgen, dass immer genügend Eis vorhanden ist. [1]
Das Grundstück war offenbar eine Schenkung der „Milden Bürgerstiftung“ an die Stadt. Ihr gehörte ein Grundstück beiderseits der Lindartstraße, auf dem auch einmal eine Windmühle gestanden hatte.
Der Eiskeller gestaltete sich als Kubus mit dicken Wänden aus Backstein ohne Fenster und Dachstuhl. Für eine Beschattung sorgten hohe Bäume. Nach 1933 hat die Stadt den Eiskeller zum Wohnhaus Lindartstraße Nr. 7 umgebaut. Hauptabnehmer für das Eis war das Krankenhaus.
Die Roheis-Ausgabe wurde schon 1870 geregelt: [2]
Der für die Eis-Ausgabe verantwortliche Herr Schütter führte eine Kladde, in die er die Abnehmer eintrug, die Ausgabemengen fortschrieb und am Monatsende aufrechnete. Als Kunden in der Zeit von 1874 bis 1882 wurden unter anderem genannt: Witwe Brune, Fabrikant Eduard Kisker, Gastwirt Simon, die Familien Köhr, Adriani, Düfelsiek, Groppe, Schulte, Kisker ferner Graf Schmising, Fabrikant Rolff und Apotheker Schaeffer;
1895 sind aufgeführt: Lebensmittelgeschäft und Bierverlag Lütgert, Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Tierarzt Bührmann, Fabrikant Kisker, Arzt Dr. Kranefuß, Apotheker Dr. Scholten, Gastwirtin Witwe Simon.
Nach einer Größenbeschreibung maß der Eiskeller außen 25 mal 25 Fuß und hatte ein Fassungsvermögen von 1350 Liter Eis.
Hauptabnehmer für Eis war das Haller Krankenhaus. Zu den Kunden des Haller Eiskellers gehörte schon 1874 Bierbrauer Ernst Barre aus Lübbecke, am 24. August 1878 richtete der „Bierbrauereibesitzer“ August Wefing aus Herford eine Anfrage nach 30 Liter Eis „an das wohllöbl. Städtische Amt Halle“. Er dürfte das Eis bekommen haben.
Irgendwann scheint die Stadt das Eisgeschäft in Eigenregie aufgegeben zu haben. Am 1. September 1927 kündigte der Schlachter Moritz Isenberg nämlich die „Nutzung“ (Pachtung?) des Eiskellers. Gleich anschließend trat der Bierverleger August Schulte auf den Plan und übernahm den Eiskeller vom 8. September 1927 an für sechs Jahre. Preis: 50 Mark pro Jahr. Er musste sich verpflichten, dem Krankenhaus das nötige Eis kostenlos zur Verfügung zu stellen. Schulte pachtete den Eiskeller ab 1. Oktober 1933 für weitere 3 Jahre, diesmal für 45 Mark im Jahr.
An dieser Stelle verlieren sich die Spuren des Eiskellers im Stadtarchiv…
Wolfgang Kosubek am 8. Dezember 2017
Quellen: