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Flaniermeile

Foto (nachcoloriert) | um 1952
Leihgabe aus Privatbesitz

Dieses Foto wurde wohl an einem Sonntag aufgnommen, denn so still war die Bahnhofstraße in Halle um 1952 selten. Schließlich bildete sie zusammen mit der Langen Straße und der Rosenstraße Halles „Flaniermeile“. Das Textilgeschäft Brinkmann lag bereits hinter dem Fotografen, der hier auf das Schreibwarengeschäft Meyer und die Bäckerei Stolle schaute. Etwas weiter oben, jenseits des Kreishauses (heute Rathaus I), reihten sich zahlreiche kleine, feine Geschäfte aneinander. In Halle war alles zu haben, was das Herz begehrt…

Einen vergnüglichen Spaziergang durch Halles Einkaufsstraßen erleben Sie unter….

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Exponat: Flaniermeile

Kauf im Ort!

Eine Erinnerung an Halle in den 1950er Jahren

„Kauf im Ort!“ heißt eine aktuelle Haller Einzelhandelskampagne. Früher war das eine Selbstverständlichkeit…

„Im Ort“ zu kaufen lernten wir, die Kinder der unteren Bahnhofstraße, schon in den frühen fünfziger Jahren, denn kurze Beine lieben kurze Wege.

Wir wurden über die Straße zu Stolle geschickt, wenn es etwa um Brot und Brötchen ging. Heinrich Stolle war Bäckermeister. Er konnte Kirschkerne bis auf unseren Bürgersteig spucken, und er bekam immer das Gehirn, wenn im Winter unser Schwein sein Leben verlor. Zur Bäckerei gehörte auch ein Café, das hieß „Café Dunkel“. Denn es war meistens schon sehr dunkel, bevor endlich das Licht anging.

Sein Sohn Hans-Dieter gehörte zu uns, wie Hermann Biermann, Wolfhard Fräkem, der spätere Pastor, die Speckmann- und die Meyer-Brüder – alle von der Seite mit den geraden Hausnummern. Auf der anderen Seite wir: „Heiwich“, „Ditte“, „Dolze“ und ich. Unser Haus lag zwischen der Villa Bertelsmann und dem alten Friedhof. „Dolze“ war Gisela und meine Schwester. Unser Vater hatte es im Leben nur bis Stalingrad geschafft.

Hatten Mutters Nylons Laufmaschen, dann mussten wir sie zum Textilhaus Brinkmann bringen, zum Aufnehmen. Bei Erna Müller holten wir Tabak für Opas Mutz und gegenüber bei Meyer (später Bunselmeyer) alles für den Schulranzen. Da wir uns über die Bahn, die Ravensberger- und die Kättkenstraße nicht groß hinaustrauten (dort war Feindesland!) mussten die sonstigen Waren des täglichen Bedarfs von der Mutter besorgt werden. Natürlich kaufte auch sie alles „im Ort“. Unterwäsche und Stoffe bei Bakker, Mode für Damen bei Dangberg. Bei Schuhmacher und Pahde gab es Kuchen und Feingebäck. Heini Simon besohlte im Schusterkeller die Schuhe und wir durften ihm manchmal zusehen. Neue bekam man bei Gosebrink.

Zu Schlachter Moritz Isenberg gingen die Kinder früher besonders gerne mit, weil es dort immer eine Scheibe Wurst gab. Schlachter Wilhelm Heidbrede (Bahnhofstraße 15) war Leiter der Haller Feuerwehr. Er imponierte den Leuten vor allem durch seinen prächtigen Kaiser-Wilhelm-Bart,  weshalb die zierliche Photographenmeiterin Wilhelmine Voß ihn gerne ins Bild setzte.

Die damalige Nr. 1 im Lebensmittelhandel war unbestritten Bornemann. Wenn Oma Meta dort einkaufte, zog sie sich extra fein an. Der Chef, Kurt „Bully“ Bornemann, war als junger Mann auch im Fussballtor des Sport-Clubs Sport-Clubs die Nr.1.

Natürlich gab es in Halle noch viel mehr Geschäfte. Sie alle hatten ihr – wenn auch zuweilen bescheidenes – Auskommen. An die Namen erinnern sich wohl nur noch ältere Bürger. Von den Erwähnten haben sich bis heute lediglich Gosebrink (jetzt Reichelt) und Brinkmann behauptet.

Längst sind andere an ihre Stelle getreten und sorgen dafür, dass es – wie damals – gute Gründe gibt: „Kauft im Ort!“

Halle mein Städtchen, so lieblich und traut…

 

Wolfgang Kosubek im Dezember 2021

 

 

Die belebte Lange Straße in Halle/Westfalen um 1955. Eine Frau überquert mit ihrer Einkaufstasche die Apothekerstraße. Vor der Adler Apotheke, in der auch die Polizei ihre Stube hatte, wacht der Schutzmann. VW-Käfer rollen über das Kopfsteinpflaster. Auf der rechten Straßenseite ist die Fachwerkvilla des Fabrikanten Gottlieb Buskühl (auch Villa Hackmann genannt)zu sehen. Foto: Ernst Otto Anders.