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ZeitRaum 7 Aufklärung & RomantikThemenwand Aufklärung Friedrich II. von Preußen

Friedrich II. von Preußen

Terrakotta (Nachguss) | Original um 1770

Eine „Büste Friedrichs des Großen mit dem Engel des Todes“ war aus Berlin nach Halle geliefert worden. Schon 1795 hatte Hermann Hagedorn den Plan gefasst, sie in seinem Landschaftspark nahe der „Kaffeemühle“ aufzustellen. Wie die Büste tatsächlich aussah und ob sie jemals dort stand, ist nicht bekannt. Für Hagedorn und viele andere war Friedrich II. von Preußen die Symbolfigur der Aufklärung und des Friedens. Das Bildnis Friedrichs schmückte Haller Wohnstuben.

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Exponat: Friedrich II. von Preußen

Friedrich der Große an der „Kaffemühle“

Schon 1795 hatte Hermann Hagedorn den Entschluss gefasst, einer „Büste Friedrichs des Großen mit dem Engel des Todes“ einen Ehrenplatz in seinem Landschaftspark am Bergkamp in Halle/Westfalen zu geben.

Wie die Büste tatsächlich aussah und ob sie, nach der Lieferung aus Berlin, jemals dort aufgestellt wurde, ist nicht bekannt. Von den Planungen und Vorarbeiten wissen wir allein aus dem Reisebericht des Pastors Johann Moritz Schwager, der Halle 1801 besuchte.

 

Friedrich der Große – Anhänglichkeit der Ravensberger

Noch lange nach seinem Tod 1786 wurde Friedrich II. in Ravensberg verehrt. Als außergewöhnlich begabter Herrscher hatte er Preußen 46 Jahre lang regiert und die Zeitgenossen in seinen Bann geschlagen. Man schätzte und bewunderte den von klarer Vernunft geleiteten „ersten Diener des Staates“. Friedrich hatte durch seine Persönlichkeit und sein Lebenswerk etwas ganz Neues in seinem Volk geweckt: einen preußischen Patriotismus.

Was würde die Zukunft Preußen bringen – besonders als sich mit der Französischen Revolution 1789 ein neues Zeitalter in Europa ankündigte? In dieser Situation war Friedrichs Nachfolger, sein Neffe Friedrich Wilhelm II., kein Herrscher, der dem Volk ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität gab. Zu gern beschäftigte er sich mit seinen Mätressen, mit Kunst und Architektur, zu wenig mit Staatsgeschäften.  So wurde Friedrich Wilhelm II. als die „vielleicht schwächste Figur auf dem preußischen Thron“[1] in den letzten 150 Jahren bezeichnet. Umso mehr bedauerten viele Ravensberger den Verlust des „Alten Fritz“. Manch einer gab bei heimischen Künstlern ein Portrait von ihm in Auftrag und hängte es in seine Stube.

Pastor Schwager berichtet dies 1801 aus Halle:
Der verstorbene Glaser Wichmann war zugleich ein geschickter Anstreicher, mahlte ziemlich gut, und von ihm findet man fast in der ganzen Grafschaft das immer noch so beliebte Bildniß Friedrichs II.“[2]

Wie die Büste Friedrichs des Großen mit „Todesengel“ und Inschrift tatsächlich aussah, ist nicht bekannt. Foto: Rainer Witt, Veröffentlichung mit Genehmigung des Deutschen Historischen Museums, Berlin.

Friedrich der Große – Ehrenplatz an der Kaffeemühle

Auch Hermann Hagedorn hatte dem „Aufklärer auf dem Thron“ einen Ehrenplatz zugedacht, als er um 1795 seinen Landschaftspark am Haller Bergkamp plante: Dessen Büste, die mitsamt ihrem Transport nicht ganz billig gewesen sein dürfte, sollte  in einer Art Ehrenhain stehen. Dafür war ein Platz östlich des Pavillons vorgesehen, den wir heute als „Kaffeemühle“ kennen, also unweit der Hagedorn‘schen Gebäude, von denen das Gärtnerhaus noch erhalten ist.

Pastor Schwager beschreibt den Fortgang der Arbeiten:

Nahe bey den Gebäuden, […] ist ein Grasplatz, dunkel von Fichten, und im Hintergrunde ist der Berg ausgehauen. Hier wird eine Nische gebaut, und in die Nische soll die Büste Friedrichs des Großen mit dem Engel des Todes gesetzt werden. Beydes hat Hr. Hagedorn bereits aus Berlin erhalten.“[3]

Es muss sich um eine eher ungewöhnliche Büste gehandelt haben. Mit dem „Engel des Todes“ kann Chronos gemeint sein, der Gott der Zeit, beziehungsweise der Lebenszeit, der oft mit Flügeln dargestellt wurde. Denkbar wäre aber auch ein kindlicher Engel (Putto), der das Lebenslicht löscht.

Das Gärtnerhaus mit den parkähnlichen Wegen, Baumpflanzungen und rechts dem Gedenkstein für Hagedorns Freund Tietjens.

Friedrich der Große – Mahnmal für Einigkeit und Frieden

Wenn man Pastor Schwager Glauben schenkt, schätzte Hagedorn den großen Preußenkönig vor allem als klugen Herrscher, der kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden wusste. Während der Planung des Ehrenhains stand Hagedorn unter dem Eindruck des „Friedens von Basel“, der im Frühjahr 1795 zwischen Preußen und Frankreich geschlossen wurde. Vorausgegangen war der erste jener Kriege, mit denen Frankreich die Ideale seiner Revolution nach Europa zu bringen versuchte.[4]

Die Friedrich-Büste trug eine Inschrift, die Hagedorn ausgewählt oder verfasst hatte, in der entsprechend zu Frieden und Einigkeit aufgerufen wurde. Dazu noch einmal die Erläuterung Schwagers zur Anlage des Ehrenmals:

Diese Parthie ward eben eingerichtet, als der Baseler Friede geschlossen ward, dem Frieden soll sie also gewidmet seyn, und bey diesem Friedensschlusse war der Gedanke an Friedrich den Großen sehr natürlich, ob er gleich mit den Franzosen keinen Frieden würde geschlossen haben, denn er würde keinen Krieg mit ihnen gehabt haben.

Die Inschrift:
Nun lasset uns mit Friedenslieder
Und Eintracht durch dies Leben gehn,
Und fällt der Vorhang vor uns nieder,
Soll Bruderliebe stille stehn.

1795 den 5ten April.“[5]

Der Friedensvertrag von Basel brachte Norddeutschland noch einmal zehn gute Jahre, bevor Napoleon das Land überrollte.

 

Der alte Landschaftspark am Bergkamp mit dem Pavillon "Kaffeemühle". Foto: Wolfgang Kosubek 2010.

[1] Clark, Christopher: Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947, 8. Auflage, München 2008, S. 342.

[2] Johann Moritz Schwager: Halle, ein lachendes Städtchen in der Grafschaft Ravensberg, Westfälischer Anzeiger 1801. (Veröffentlichter Reisebericht an einen Freund). Die Nachfahren der Familie Wichmann sind auf dem Haller Friedhof I (dem „Alten Friedhof“, Bahnhofstraße gegenüber der Post, Südreihe) bestattet.

[3] Ebd. Wo genau sich die „Nische“ befunden hat, ist nicht mehr festzustellen.

[4] Dies war der so genannte 1. Koalitionskrieg. Mehr dazu bei Hans Schmidt: Zerfall und Untergang des Alten Reiches; in: Vogt, Martin (Hg.) Deutsche Geschichte – Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2: Auflage, Stuttgart 1991, S. 218-298, hier S. 289.

[5] Johann Moritz Schwager: Halle, ein lachendes Städtchen in der Grafschaft Ravensberg, Westfälischer Anzeiger 1801. (Veröffentlichter Reisebericht an einen Freund).