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AusstellungZeitRaum 5 Kaiser & VaterlandThemenwand Kreisstadt im Kaiserreich Kaffeedose

Kaffeedose

Metall, Lack | um 1908
Leihgabe des Historischen Museums Bielefeld

Die Tür öffnete sich, und der Duft ferner Länder umfing die Kunden – Kaffee, Gewürze… Kolonialwaren. So auch bei Kaufmann Brune oder bei Bornemann. Um welchen Preis kamen die exotischen Leckereien nach Halle?

Deutschland fühlte sich nach der Reichsgründung endlich seinen Nachbarn ebenbürtig und behauptete sein „Anrecht“ auf Kolonien, um deren Arbeitskräfte und Rohstoffe auszbeuten. In den „deutschen Schutzgebieten“ traten Deutsche erstmals als Herrenmenschen auf. Dies kostete tausende Afrikaner ihre Würde und viele das Leben.

 

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Details und Hintergründe

"Colonial-Waaren"

Ein Hauch von Luxus...

Seit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus kennen und schätzen die Menschen in Europa überseeische Naturprodukte wie Kaffee, Kakao, Tee, Tabak, Gewürze und Bananen. Sie waren fortan vom Speisezettel nicht mehr wegzudenken und der welt-umspannende Handel mit exotischen Früchten wurde zu einer grandiosen Erfolgsgeschichte – auch in Halle…

Die obere Bahnhofstraße mit dem Kolonialwarengeschäft von C.H. Brune. Leihgabe von Inge Stoppenbrink.

Die obere Bahnhofstraße mit dem Kolonialwarengeschäft von C.H. Brune. Leihgabe von Inge Stoppenbrink.

Handel mit Übersee

Seefahrende Nationen wie England, Holland, Portugal und Spanien gründeten an den Küsten Amerikas, Asiens, Afrikas und Australiens Ein- und Ausfuhrgesellschaften und kamen in ihren Heimatländern zu großem Wohlstand. Im 18. Jahrhundert sicherten solche Länder ihre Anwesenheit auf fremdem Territorium zunehmend mit Waffengewalt – die Kolonialisierung und Ausbeutung begann.
Wer Kolonien besaß, besaß Macht und Geld. Das Kaiserreich Deutschland hatte sich anfangs zögerlich verhalten, gab aber den drängenden Kräften in der Wirtschaft, der Politik und dem Militär schließlich nach und legte sich – etwa ab 1885 – vorwiegend im pazifischen Raum und in Afrika Kolonien zu und bezeichnete sie als deutsche Schutzgebiete. Damit begann eine noch heute belastende unselige Phase kaiserlicher Außenpolitik, die in einigen afrikanischen Gebieten fast zur Ausrottung der schwarzen Bevölkerung führte. Der verlorene 1.Weltkrieg beendete das verlustreiche Abenteuer. Deutschland musste laut Versailler Vertrag sämtliche Kolonien an die Siegermächte abtreten.

Geblieben aus jener Zeit ist der Begriff der Kolonialwaren. Er trat allmählich als Sammelbegriff an die Stelle aller Lebensmittel und kam erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts aus der Mode. Bis auf diesen Fall: im Firmennamen EDEKA steht das K(A) für Kolonialwaren.

Aus fernen Ländern nach Halle...

Kolonialwaren – mit K oder C – gab es in Halle damals auch bei Bornemann, Wienstrath, Schürmann und bei dem Kaufmann Carl Heinrich Brune. Sie alle hatten ihre Läden an der Langen Straße oder am Lindenplatz. Hier schlug damals das Herz der Stadt.
Wenn die Kundinnen die Ladentür öffneten, wehte ihnen der Duft ferner Länder entgegen – Kaffee… Wer wollte da auf die Frage „Was darf’s denn sein?“ nur ein Päckchen Muckefuck verlangen? Kaufmann Brune fuhr sogar mit einem Werbewagen über Land und machte seine Waren bekannt. Und auch sein rotes Geschäftshaus am Lindenplatz (errichtet 1883, Foto oben) war nicht zu übersehen – in großen Lettern stand es am Giebel:

Lebensmittel
Colonial – Manufaktur
Waaren
C.H. Brune

Wolfgang Kosubek 2018

Carl Heinrich Brune auf dem Kirchplatz hinter seinem Geschäft. Reklamewagen für Minimax-Feuerlöscher. Leihgabe von Inge Stoppenbrink.