Musiktruhe „Grazioso“

| 1957
Schenkung von Anton Meier

Auf dem Sperrmüll landete die Musiktruhe „Graetz Grazioso“ aus dem Jahr 1957. Sie vereint Radio und Schallplattenspieler zu einem eleganten Möbel für das Wohnzimmer. Wer mag sich damit – nach langem Sparen – einen Wunsch erfüllt haben? Gekauft wurde die hochwertige Musikanlage wohl bei „Radio Witte“ in der Rosenstraße.

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Exponat: Musiktruhe „Grazioso“

Stilvolles Möbel für den Musikfreund

Manchmal landen Dinge, die eine (Haller) Geschichte zu erzählen hätten, auf dem Sperrmüll. So auch diese Musiktruhe „Graetz Grazioso“ aus dem Jahr 1957. Sie vereint ein Radio und einen Schallplattenspieler zu einem stilvollen Möbelstück für das Wohnzimmer. Verschiedene Designs hatte der renommierte deutsche Hersteller Graetz im Angebot, passend zur jeweiligen Einrichtung. Im unteren, beleuchteten Fach verbirgt sich ein Halter für die Schallplattensammlung des Musikfreundes.  Der stolze Preis der „Raumklangmusiktruhe“ lag bei 628 DM, umgerechnet mehr als 1.700 €.[1]

Wer mag sich damit – nach langem Sparen – einen großen Konsumwunsch erfüllt haben?  Welche weltbewegenden Nachrichten sind über das Gerät im Haller Wohnzimmer angekommen? Hat man sich davor all abendlich bei Unterhaltungsmusik entspannt oder einem der damals beliebten Hörspiele gelauscht? Wurde bei romantischen Klängen von der Schellackplatte vielleicht sogar ein Heiratsantrag gemacht?

 

Raumklang aus der Rosenstraße

Erwerben konnte man Musiktruhen, Radios und auch die ersten Fernsehgeräte in Halle bei Radio Witte. Das Geschäft hatte Ernst Witte schon vor 1938 eröffnet. Es lag zwischen dem Kirchplatz und der Rosenstraße.[2] Reparaturen übernahmen er und sein Sohn ebenfalls, wenn die Musik leierte oder das „magische Auge“ nicht leuchten wollte.

Radio Witte war übrigens auch ein „Plattenladenladen“. Am Tresen sitzend konnte man Probehören, während sich die Plattenteller drehten. Man musste ja wissen, ob sich der Kauf einer teuren Langspielplatte (LP) überhaupt lohnte.[3]

Als 1954 die Fußballweltmeisterschaft im übertragen wurde, war Wittes Laden rappelvoll. Alle wollten das Endspiel Deutschland – Ungarn sehen, das über den schwarz-weiß Fernseher flimmerte. Es war vermutlich der erste Fernsehapparat in Halle. Wittes hatten ihn hoch oben in der Ecke der Stube montiert, damit jeder gut sehen konnte. [4]

 

Vom Sperrmüll gerettet

Unsere „Raumklangmusiktruhe Grazioso“ wurde vom Sperrmüll gerettet. Anton Meier, ein versierter Rundfunktechniker, hat das erstklassige Gerät des deutschen Herstellers Graetz liebevoll restauriert und den HallerZeiträumen geschenkt.
Wenn sich das „Grazioso“ warmgelaufen hat – das dauert etwa eine halbe Stunde – beeindruckt es noch heute durch seinen klaren, vollen Klang.
Wissen Sie etwas über die Geschichte speziell dieses Gerätes oder über andere Musiktruhen? Vielleicht haben Sie selber als Kind oder als junger Erwachsener davor gesessen.

Haben Sie noch Bilder von „Radio Witte“ im Kopf? Lassen Sie uns gern teilhaben an ihren Erinnerungen …!

Kontakt

Idee & Text: Stefan Plogmann

Recherche & Redaktion: Katja Kosubek

Die Rosenstraße in Halle mit dem Radiogeschäft Witte.

Die Rosenstraße um 1952. Am Radiogeschäft Witte ist ein Werbeschild der Firma Graetz zu erkennen. Foto: Stadtarchiv Halle (Westf.)

[1] Universität Tübingen: „Mediale Artefakte“, mediengeschichtliche Sammlung, URL: https://mediale-artefakte.mewi-projekte.de/home/audio/graetz-musiktruhe/ [online am 4. Oktober 2025]. Mitgeliefert wurden  verschiedene Tonköpfe, zum Auswechseln je nach individuellen Hörvorlieben. Das Radio empfängt Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle sowie UKW. Zur Umrechnung: Bundesbank, Kaufkraftäquivalente historischer Währungen. URL: https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/4162e577aa9cb1691714327342d6156b/472B63F073F071307366337C94F8C870/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-data.pdf [online am 4. Oktober 2025].

[2] Adressbuch des Kreises Halle (Westf.) nach amtlichen Unterlagen, Münster 1938, S. 94. Hier wird als Anschrift „Kirchplatz 10“ genannt.

[3] Zeitzeugenerinnerung von Gisela Hubert am 4. Oktober 2025.

[4] Zeitzeugenerinnerung von Wolfgang Kosubek am 5. März 2024.