Verdun und Toter Mann – im Sommer 1916 kannte jedes Kind diese Namen. Sie standen für die verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkrieges. An der Front lagen zwischen den Gefechten lange Stunden des Abwartens in den Schützengräben. Friedrich Wacker aus Hörste vertrieb sich die Zeit, indem er aus Granatsplittern kleine Alltagsdinge anfertigte, so wie dieses Etui für Streichholzschachteln. Er überlebte das Grauen, und so fand das Souvenir seinen Weg nach Hörste. Mehr über die Schlacht um „Toter Mann“ und einen Haller Soldaten, der dabei war, erfahren Sie unter…
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Der 20jährige Hermann Poggenwisch vom Hof Bokel Nr. 2 starb am 21. Mai 1916 durch einen Kopfschuss – er war einer von knapp 300 Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Halle.
Etwas versteckt ist auf dem Alten Friedhof in Halle eine Gedenktafel zu entdecken, aufgestellt von den Eltern für ihren „lieben Sohn“. Neben den Lebensdaten ihres Erstgeborenen findet sich darauf der Zusatz: „Gefallen in Frankreich zwischen Höhe 304 und Toter Mann“.
Für die Zeitgenossen war damals keine weitere Erläuterung notwendig. Der Kriegsverlauf wurde an der Heimatfront aufmerksam mitverfolgt, in den Zeitungen gelesen und auf Landkarten gesteckt.
Der Höhenzug „Toter Mann“ liegt an der Maas, nahe Verdun. Er war strategisch wichtig als Beobachtungs- und Artilleriestützpunkt. Von der Anhöhe aus konnte eine wichtige Versorgungstraße kontrolliert und unter Feuer genommen werden. Im Frühjahr 1916 fand hier eine der brutalsten und blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges statt.
Hermann Poggenwisch gehörte dem „7. Thüringischen Infanterie Regiment Nr. 96“ an, welches hangaufwärts die „Höhe 304“ erobern sollte. Es war ein kaum mögliches Unterfangen. Im französischen Kreuzfeuer starben mehr als die Hälfte der jungen Männer. Der massive Beschuss durch die Artillerie riss tiefe Krater und trug die Kuppe des Höhenzuges um mehrere Meter ab. Die sterblichen Überreste der Soldaten wurden nach Kriegsende tief aus dem Boden geborgen.
„Toter Mann“ bedeutete für manche Zeitgenossen ein heldenhaftes Opfer für das Vaterland, für andere das bittere Gefühl, ihre Ehemänner und Söhne seien „verheizt“ worden, wie es auch damals schon hieß.
Souvenir aus Verdun
Ganz in der Nähe lag zum gleichen Zeitpunkt Friedrich Wacker aus Hörste. Zwischen den Angriffen vergingen lange Stunden des Abwartens. Wie viele andere vertrieb er sich die Zeit, indem er kleine Alltagsdinge anfertigte: Die Front war übersät mit Granatsplittern und anderen Metallstücken, aus denen sich etwas machen ließ, so auch dieses Etui für Steichholzschachteln, das der junge Mann aus Hörste beschriftete: „Vor Verdun 1916. FW“.
Friedrich Wacker überlebte den Krieg, so dass das Souvenir seinen Weg nach Hörste fand und dort in Ehren gehalten wurde. Über das Erlebte sprach er jedoch wenig.
Dr. Katja Kosubek am 21. Mai 2016