Schöne neue Chausseen führten von Halle in die Welt – alle befestigt und mit Bäumen gesäumt. Die erste „Steinbahn“ war am 3. August 1844 feierlich eröffnet worden. Ein Staßenbauverein unter der Führung von Fräulein Alwine Kisker hatte – unter anderem durch Verlosungen – das nötige Geld zusammengebracht. Preußen „machte sich“. Bielefeld lag seit 1854 sogar an der Eisenbahnlinie Köln-Minden. Doch wie kam man dort hin?
Um 1880 war das ganz einfach: Wilhelm Stukemeier aus Halle kutschierte die Leute mit seinem „Pferde-Omnibus“. Er war also eine Art Eisenbahnzubringer…
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Nach einem genauen Fahrplan trabten Wilhelm Stukemeiers Pferde täglich zum Bahnhof Brackwede und zurück. Jeder auf seiner Strecke kannte den schwergewichtigen Fuhrmann, den Haller Willem.
Eine Fahrt dauerte gute 1 ½ Stunden. Die Abfahrtszeiten standen im Haller Kreisblatt. Gegen 7 Uhr morgens ging es los. Wenn es dann noch dunkel war, brannten die Laternen am Wagen.
Der Haller Willem bot also einen „Schienenersatzverkehr“ — so lange, bis auf seiner Strecke tatsächlich Schienen verlegt wurden und 1886 die erste schwergewichtige Dampflok schnaufte. Sie war nun der neue „Haller Willem“. Willem Stukemeiers Pferde-Omnibus wurde nicht mehr gebraucht. Der Fuhrunternehmer musste sich neu orientieren.
In seinem Haus, das verkehrsgünstig an der Langen Straße lag, eröffnete er dort 1887 die „Gastwirtschaft Stukemeier“. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Friederike stand er 16 Jahre lang hinter der Theke. Die beiden durften Bier, Wein und Kaffee ausschenken, ab 1895 auch Branntwein. Dies war nur genehmigt worden, weil Gäste die Wirtsleute immer wieder bedrängten und quasi eine „Versorgungslücke“ bestand. Mit diesen Worten hatte sich Kommerzienrat Eduard Kisker II. jedenfalls für die Stukemeiers eingesetzt…
Ein langes Leben hatte der Haller Willem nicht. Er starb im Sommer 1903, mit 52 Jahren, an einem Herzschlag.
Sein Haus — Lange Straße Nr. 30 — steht noch immer, auch die Ställe seiner Pferde soll es dort noch geben.
Martin Wiegand und Katja Kosubek 2018