Aus tiefer christlicher Überzeugung verweigerte Christian Schalk (geboren am 11. Oktober 1906 in Behringhausen, Kreis Brilon) aus Künsebeck den Hitlergruß und den Dienst an der Waffe.
Schalk, der im Kalkwerk arbeitete, gehörte den Zeugen Jehovas an, die damals auch „Bibelforscher“ genannt wurden. Als Solcher folgte er treu den zehn Geboten, die für alle Christen gelten, darunter das fünfte: „Du sollst nicht töten“.
Im Auftrag der Gestapo Bielefeld wurde der junge Mann ab 1938 von den Haller Behörden überwacht. Der Haller Amtsbürgermeister Eduard Meyer zu Hoberge musste regelmäßig Bericht erstatten. In einem seiner Schreiben schlug dieser, statt der drohenden Deportation „ins Lager“, eine „Bewährung durch Wehrerziehung“ vor. Der Bürgermeister hätte wissen müssen, dass Christian Schalk auch der Wehrerziehung – ebenfalls ein Dienst an der Waffe – nicht folgen würde.
Daraufhin wurde Schalk im April 1940 inhaftiert und am 12. Juli 1940 in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet.
Christian Schalks Abschiedsbrief finden Sie unter…
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Während seiner Inhaftierung wurden Christian Schalks Briefe an seine Ehefrau Elisabeth nicht weitergeleitet, so dass sie nicht in der Lage war, die von ihm vor seinem Tode geäußerten, bescheidenen Wünsche, wie etwa die Bitte um Schuhputzzeug oder Besteck, zu erfüllen. Einzig sein Abschiedsbrief wurde ihr später zugestellt.
Auch ein letztes Wiedersehen wurde dem Ehepaar verweigert: Als seine Frau nach etlichen Bemühungen endlich einen Besuchsschein erhielt und sofort nach Berlin reiste, teilte ihr das Reichskriegsgericht vor Ort mit, ihr Mann sei zwei Tage zuvor hingerichtet worden. Ein Grab, an dem sie hätte trauern können, gebe es nicht, da man den Leichnam der Medizin zur Verfügung gestellt habe.
Seinen letzten Brief schrieb Christian Schalk an Elisabeth, mit der Bitte auch seine Eltern zu grüßen. Das Scheiben wurde von der Haller Familie Wagemann aufbewahrt. Es ist ein berührendes Zeugnis der Gedanken, der Überzeugung und Hoffnung des Todgeweihten.
Chr. Schalk Berlin-Plötzensee, den 11.7.1940
Königsdamm 7
Haus […]Meine liebe Elisabeth
Im Namen unsers großen Gottes und Heiland Jesu Christi, sende ich dir die aller-letzten Zeilen von hier, auf dieser Welt. Ich hätte gern gesehen, wenn du mich noch besucht hättest aber es hat nicht sollen sein, du hast dich unnütz abgemüht, wirst mich nicht mehr unter den Lebenden treffen.
Liebe Elisabeth ich habe den guten Kampf gekämpft und den Glauben bewahret, und wenn die Welt voll Teufel währ und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. In diesem Sinne werden wir Abschied nehmen.
Liebe Elisabeth ich danke dir für all das was du mir geschenkt hast, du hast es gut gemeint hast es nur nicht mehr alles ausführen können. Wenn du mich jetzt besuchst, dann kannst mich auch mit nehmen nach dort, dann brauchst nicht mehr nach Berlin zu reisen. Die Reise war dir doch zu weit.
Liebe Elisabeth ich will ausruhn von meiner Arbeit, hab genug gekämpft diese Zeit, bin Ruh-bedürftig. Aber wir wollen hoffen das es nicht mehr all zulange dauert, bis Jehova eingreifen wird, sonst wird kein Fleisch errettet werden. Es ist eine böse Zeit, der Teufel sucht umher, welchen er noch kann verschlingen. Er wird uns nichts mehr anhaben können, wir sind geborgen, in Gottes Hand.
Liebe Elisabeth sei tapfer und bleibe fest, du wußtest ja schon wie mein Schicksal aus fiel, darum wird es dir nicht schwer fallen, darüber hin weg zukommen. Wende dich an Berta, die hat immer ein guten Trost, sag ihr meinen herzlichen Dank für ihren schönen Brief, Er hat mich völlig beruhigt, wo ich den zu lesen bekam.
Liebe Elisabeth, ich will jetzt schließen in der Hoffnung, dass wir uns dermal einst in einer besseren Welt wieder sehen
sei vielmals gegrüßt von deinem nur dich liebenden Chr.
Sachen müßen abgeholt werden.
Uhr und Trauring nicht vergessen.
Viele Grüße an alle Vater u. Mutter
Das Schreiben des Amtsbürgermeisters Eduard Meyer zu Hoberge ist zu finden im Stadtarchiv Halle (Westf.), Akte CS 7 – Politische Polizei.