Hauptmenü öffnen
AusstellungZeitRaum 4 Erster Weltkrieg & Weimarer RepublikThemenwand Not & Politik „Die weinende Mutter“ – Kriegerdenkmal

„Die weinende Mutter“ – Kriegerdenkmal

Entwurf und Ausführung: Fritz Schlienkamp | 22. Oktober 1922

Gefallen! Diese Todesnachricht wurde in Deutschland mehr als 2 Millionen Mal an Mütter und Ehefrauen überbracht – auch deren Leben zerstörte der Krieg. Weitere 3 Millionen Soldaten kehrten „kriegsbeschädigt“ zurück. Fast alle Haller Gemeinden errichteten Ehrenmale für ihre Helden – für Künsebeck jedoch entwarf der Lehrer Fritz Schlienkamp ein Mahnmal, das allein das Leid des Krieges zeigt. Es wurde am 22. Oktober 1922 mit einer kleinen Feier enthüllt.

Seit 1924 fanden am „Heldengedenktag“ Feiern statt, die jede politische Gruppe für sich zu nutzen versuchte. Zur Geschichte des Heldengedenktages lesen Sie: Wem gehören die Toten?  (PDF) recherchiert von Thomas Weigle .

Oder erfahren Sie mehr über Entstehung und feierliche Einweihung des Mahnmals unter…

 

… alle Details und Hintergründe

Die Exponat-Seite – das Herzstück des Museums!

Jedes Exponat hat eine eigene Seite.
Kehren Sie zurück zu
, , und finden Sie weitere interessante Ausstellungsstücke.

Die Ausstellung wächst ständig.

Stöbern Sie mit Hilfe des Zeitstrahls weiter durch die Sammlung oder entdecken Sie weiter unten Informationen, die einen Bezug zum gewählten Exponat haben.

Zeitstrahl

Öffnen

Details und Hintergründe

, ,

Exponat: „Die weinende Mutter“ – Kriegerdenkmal

„Die weinende Mutter“ – Kriegerdenkmal in Künsebeck

Entwurf von Fritz Schlienkamp | enthüllt am 22. Oktober 1922

Gefallen!

Diese Todesnachricht wurde im Ersten Weltkrieg mehr als zwei Millionen Mal an Mütter und Ehefrauen überbracht — auch deren Leben zerstörte der Krieg. Weitere drei Millionen Soldaten kehrten „kriegsbeschädigt“ in ihre Familien zurück – amputiert, entstellt, zerrüttet.

Nach Kriegsende errichteten viele Gemeinden heroische Ehrenmale für ihre Soldaten. Künsebeck dagegen bildete eine bemerkenswerte Ausnahme: Hier entwarf der Lehrer Fritz Schlienkamp ein Mahnmal, das allein das Leid des Krieges zeigt. Die „Weinende Mutter mit ihren Kindern“ erinnert in Form, Ausdruckskraft und leidenschaftlichem Eintreten für den Frieden an die Arbeiten von Käthe Kollwitz. Das Mahnmal nimmt damit in der Erinnerungskultur seiner Zeit eine besondere Stellung ein.

Der auf einem Hof in Künsebeck geborene Fritz Schlienkamp bildete als Seminarlehrer in Unna angehende Lehrkräfte aus. Das Mahnmal sei sein erstes Werk berichtete das Haller Kreisblatt damals, Schlienkamp habe während der Ferien, „Tag für Tag, Stunde um Stunde“ daran gearbeitet. Das bestätigt auch der Künsebecker August Burstädt: „Meine Eltern erzählten mir, das Denkmal sei hinter Schlienkamps Scheune entstanden.“[1]

Das Denkmal fand seinen Platz nahe der damaligen Künsebecker Schule, an der Wegekreuzung beim Hof Dröge. Am Sonntag, den 22. Oktober 1922, nachmittags um 3 Uhr wurde es mit einer Feierstunde eingeweiht.[2] Anwesend waren die Familien der Kriegstoten, die ehemaligen Soldaten und fast die gesamte Gemeinde. Der Künsebecker Lehrer Brinkmann hielt die Einweihungsrede. Darin bezeichnete er den Krieg als „grausam“ und „furchtbar“, und rief den Umstehenden die Bilder des Krieges ins Gedächtnis,  die „blutgetränkten Gefilde von Verdun“, die „Drahtverhaugewirre der Champagne“, das „eisige Russland“ und die weiten „mühevollen Sandwege“.[3] Das Denkmal sei dem Andenken der Toten gewidmet und „uns Lebenden zur mahnenden Erinnerung!“ [4] Pastor Rathert enthüllte anschließend die Skulptur: Eine Frau, die ihre Hände vor das Gesicht schlägt, ein Mädchen und einen Jungen, die zu ihr aufschauen. Vielleicht eine bitterlich weinende Mutter mit ihren verstörten Kindern.

Im Ersten Weltkrieg starben 38 junge Männer aus Künsebeck. Bei der Enthüllung des Denkmals lasen die Angehörigen deren Namen zum ersten Mal in Stein gemeißelt auf dem Sockel des Mahnmals.

Nach 1945 wurde die Inschrift geändert in „Den Opfern der beiden Weltkriege“. Von seinem Standort an der ehemaligen Künsebecker Schule, die an der heutigen Kreisheide stand und 2014 abgebrochen wurde, versetzte man das Mahnmal um 1970 an die neue Grundschule Künsebeck.

Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg im Stil von Käthe Kollwitz, Entwurf Fritz Schlienkamp 1922 in Künsebeck bei Halle Westfalen.

Das Mahnmal im Jahr 2014. Foto: Haller ZeitRäume

[1] Haller Kreisblatt vom 24. Oktober 1922. Fritz Schlienkamp war der Bruder des Haller Architekten August Schlienkamp, der unter anderem das Haller Amtshaus (Rathaus II) entwarf. Zeitzeugengespräch zwischen den Künsebecker August Burstädt und seiner Enkelin im Oktober 2022.

[2] Haller Kreisblatt vom 20. Oktober 1922.

[3] Haller Kreisblatt vom 24. Oktober 1922.

[4] ebd. Die Pflege des Denkmals übertrug die Künsebecker Gemeinde 1924 dem Kolon [Bauer] Rudolf Meyer genannt Dröge, dessen Hof direkt daneben lag, für eine jährliche Zahlung von 20 Mark. Stadtarchiv Halle (Westf.), Akte C 1210, „Kriegerdenkmal Künsebeck“. Die nur etwa 10 Seiten umfassende Akte enthält keine weiteren Dokumente das Denkmal betreffend, sondern befasst sich mit den an den damaligen Denkmalplatz angrenzenden Grundstücken.