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GeschichtspfadeGeschichte auf Rädern – Die Haller Dorfschulen Alte Schule am Kirchplatz
Station 1 | Radtour Heimatkunde & Turnstunde

Alte Schule am Kirchplatz

Bahnhofstraße 3 / Kirchplatz

Die erste Schule in Halle (1671-1828).
Bis zu 300 Kinder lernten hier dicht gedrängt. Mehrere Lehrer starben elend an „Schwindsucht“. Über die drängende Frage eines Umzug oder Neubaus brach ein Halle ein Schulstreit aus, der 25 Jahre währte!

Endlich, im Jahr 1824, konnte die Schule in ein „gebauchtes“, aber geräumiges Fachwerkhaus umziehen. Es ist unsere nächste Station…

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Kleine Haller Schulgeschichte

Die Bauernkinder

„Der Vater hat mich erst so spät gehen lassen…!“ – Der arme Bauernjunge aus Ascheloh hatte es bis zum Unterrichtsbeginn nicht rechtzeitig geschafft und schon tanzte der Rohrstock auf seinem Rücken. Denn der Schulmeister bestrafte jede Unpünktlichkeit.

Sie hatten es damals besonders schwer, die Bauernkinder. Vor ihnen lag bis zur Schule in der Stadt ein weiter und im Winter oft tief verschneiter Weg. Ja, und im Sommer sollten sie vor allem auf dem Hof helfen…

 

Schulgeschichte in Kürze

Was Kinder für ihr Erwachsenwerden brauchten, das lernten sie früher von den Eltern.

Als im Mittelalter die ersten Schulen aufkamen, wurden viele Pfarrer, Küster und Kantoren zu Erziehern. Als Nebenverdienst vermittelten sie den Kindern vor allem Bibelverse und -geschichten, aber auch ein bißchen Rechnen. Lesen und Schreiben.

Im Laufe der Jahrhunderte zog der Staat das Unterrichtswesen immer stärker an sich. Als 1871 das Kaiserreich gegründet war, wurde die „Schule für Alle“ zum Staatsziel. Unter Reichskanzler Bismarck trat 1872 ein neues Schulaufsichtsgesetz in Kraft. Jetzt wurden Lehrer in Seminaren ausgebildet und die Schulen durch Inspektoren in ihrem Wirken regelmäßig geprüft.

 

Die Dorfschulen

Selbst die Bauerschaften bekamen jetzt eigene kleine Schulen, worin in ein oder zwei Klassen mehrere Jahrgänge gleichzeitig unterrichtet wurden. Der Schule weiterhin fern zu bleiben, dafür gab es für die Landkinder nun keinen Anlass mehr.

So entstanden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auch in den Ämtern des Kreises Halle zahlreiche Dorfschulen in denen bis in die sechziger Jahre des 21. Jahrhunderts hinein viele Kinder Freud und Leid‘ erlebten.

Am Ende waren auch der strenge preußische Gehorsam und der Rohrstock überwunden.

Wilhelm Wesselmann um 1912 mit Schülermütze und Rennrad. Im Hintergrund die Eltern im Eingang des Bauernhauses. Leihgabe von Familie Surmann.

Die erste Haller Schule am Kirchplatz

Die erste Schule in Halle, Bahnhofstraße 3, wurde 1671, in der Blütezeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, errichtet. Bis zu 300 Kinder lernten hier dicht gedrängt das Einmaleins. Die Infektionsgefahr war hoch – mehrere Lehrer starben an „Schwindsucht“. Daher schwelte von 1799 bis 1824 ein Streit um einen Neubau der Schule oder den Umbau eines bestehenden Gebäudes. Letztlich konnten die Kinder in ein geräumiges Fachwerkhaus umziehen, das Groppe-Haus (vorher Poststation und Gastwirtschaft, heute Familie-Isenberg-Platz). Das alte Schulhaus von 1671 wird heute zu Wohn- und Gewerbezwecken genutzt.

Lesen Sie hier die spannende und kuriose Geschichte des Schulstreits, aufgeschrieben von Wolfgang Kosubek. Er gibt einen Einblick in das Leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse in Halle um 1800.

Das Schulhaus von 1671 am Haller Kirchplatz. Foto: Wolfgang Kosubek um 2011.