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GeschichtspfadeGeschichte auf Rädern – Die Haller Dorfschulen Schule im Groppe-Haus
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Schule im Groppe-Haus

Familie-Isenberg-Platz

Die zweite Haller Schule (1824-1912). Das „bequeme Schulhaus“ war vormals Post und Gastwirtschaft Groppe. In Halle hatte man 25 Jahre lang um ein neues Schulhaus gerungen. Kirche und Bauern wollten es gern bei der Schule am Kirchplatz belassen. Kaufleute und Staat strebten nach mehr Bildung und besseren Lernverhältnissen. Dann endlich, 1824 war der Schulstreit beigelegt. Jetzt wurde der Unterricht weltlicher. Verdruss machte nur die Schlachterei direkt nebenan…

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Ein "bequemes" Schulhaus

Es war Kommerzienrat Wilhelm Kisker, der nach 25 Jahren den Schulstreit beilegte, in dem er eine neue Idee ins Spiel brachte und als Entscheidungsanreiz sogleich 600 Taler zur Verfügung stellte: Er schlug den Ankauf des für einen Umbau ausreichend geräumigen Groppe-Hauses vor. Es stand auf dem späteren Von-Kluck-Platz, dem heutigen Familie-Isenberg-Platz. Doch erst nachdem eine gerichtliche Feststellung die Grundstücksgröße der alten Schule von 1671 als nicht erweiterbar festschrieb, wurde dem Ankauf zugestimmt.

Das Fachwerkhaus des geachteten Kaufmanns, Posthalters und Gastwirts Friedrich Wilhelm Groppe war groß und ansehnlich. Wenig später, am 21. Mai 1822, wurde dann endlich auch die alte Schule veräußert.

 

Das glückliche Ende nach 25 Jahren…

Der Umbauplan von Zimmermeister Reckmeyer (er konnte die Hörster Schule von 1823 als Reverenz vorweisen) sah die Herrichtung von drei Klassenräumen für jeweils 250, 150 und 100 Schüler vor, worin jedem Schüler 0,43 qm Platz zukam. Gegenüber den Verkältnissen in der alten Schule am Kirchplatz konnte dies als „bequem“ gelten.

Doch die Köigliglich Preußische Regierung, in Gestalt der Kriegs- und Domänenkammer in Minden, trat dazwischen. Regierungsbaumeister Reimann arbeitete an Plänen für einen Neubau auf dem Grundstück Buddeberg am Kirchplatz (auf dem das Haus immer noch stand) und verzögerte den Umbau.

Doch dann griff der kluge Oberpräsident von Westfalen, Ludwig von Vincke, ein. Er schrieb nach einer Visite vor Ort (die eigentlich der Suche nach einem geeigneten Standort für ein „Irrenhaus“ gegolten hatte) an die Regierung in Minden, den Hallern könne doch nicht aller Verstand abgesprochen werden und bat darum, den Umbauplänen für das Groppe-Haus zuzustimmen. Und nachdem die Zimmerleute auch den geforderten neuen „Sparplan“ noch vorgelegt hatten, durfte endlich angefangen werden.

Am 2. November 1824 war das Werk vollbracht und die Einweihung der mit Girlanden geschmückten Schule konnte stattfinden. Es gab eine große Feier mit Festtagsgeläut, Reden und Liedersingen und einem abschließenden Honoratiorendiner beim Gastwirt Brune in der Bahnhofstraße.

Haller Dorfschulen Schule im Groppe Haus Halle Westfalen

Haller Schülerinnen und Schüler mit ihrem Lehrer, Rektor Sonntag vor der Schule im Groppe-Haus um 1910. Leihgabe von Familie Bartling.

…und was hat es gekostet?

Die Kosten für den Umbau wurden wie folgt aufgeteilt: Halle musste 436 Thaler beisteuern, Oldendorf 226, Gartnisch 47, Eggeberg und Ascheloh 334 (!), Amshausen 83, Künsebeck 48, Kölkebeck 59, Bokel 94 und Hesseln 48. Hörste hatte seit 1823 ja ein eigenes Schulhaus bekommen und blieb somit außen vor.

 

Nichts ist vollkommen…

Ganz fertig war das neue Domizil indes nicht, und manch schwerwiegender Mangel blieb während der nächsten 50 Jahre (!) erhalten. Bis 1831 waren die Fenster, die Türen und der Fußboden noch nicht gestrichen, erst 1841 erhielten die Handwerker ihr letztes Geld. Was aber schlimmer war: Die Toiletten und der Schulhof befanden sich in einem Ekel erregenden Zustand, der auch daher rührte, dass nebenan ein Schlachtbetrieb im offenen Hof das Blut fließen ließ.

1872 endlich leitete Kommerzienrat Eduard Kisker das Ende der schlimmen Verhältnisse ein, indem er die störenden Gebäude zum Abbruch erwarb und das Grundstück des Metzgers Landwehr, wie auch das des Bürgers Bohle, für eine weitere Schule zur Verfügung stellte. Auf diese Weise kam Halle schließlich doch noch zu einem echten Schulneubau, in dem die Haller Volksschüler Ganztagsunterricht hatten und wo hinein auch die um 1836 eingerichtete „Selecta“ umzog, in der begabte Kinder auf weiterführende Bildungsanstalten (vor allem in Bielefeld) vorbereitet wurden. Die Groppe-Schule diente den Volksschülern des Kirchspiels Halle noch bis 1912 als Halbtagslernort. Bis dahin hatten die Bauerschaften eigene Landschulen gebaut.

Im Gegensatz zur Schule von 1671 steht das Groppehaus heute nicht mehr. Das Fachwerk kaufte damals der Maurermeister Grottendiek und verwertete dieses auf seinem Grundstück an der Alleestraße als Betriebsscheune.

Wolfgang Kosubek im Juli 2017, aktualisiert im März 2024

Volksschule im Groppe Haus. Modell (Holz, Holzfurnier und Papier, bemalt) gebaut von Polsterer Alfons Lietmeier. Sammlung der Haller ZeitRäume.