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Bollerwagen

Holz, Metall | um 1920
Haller ZeitRäume

Der Bollerwagen war ein treuer Begleiter des Menschen – Jahrhunderte lang. Unabhängig von Benzin oder Strom ließen sich damit Kinder, Kartoffeln, Kohlen oder Koffer transportieren. Er hatte nie einen „Platten“ und bollerte unverdrossen hinterdrein, auch auf mühseligen Wegen. In Mangel- und Krisenzeiten erwies er sich als Schatz, zum Beispiel beim „Hamstern“ oder wenn es sonst etwas zu „organisieren“ gab. Nicht selten musste ein ganzes Leben mit all seinen Dingen auf einem Bollerwagen Platz finden, so etwa auf der Flucht aus den deutschen Ostgebieten 1945…

Welche Erinnerungen haben Sie an den Bollerwagen ihrer Kindheit?

Könnte ein Bollerwagen in Zukunft wieder nützlich sein?

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Details und Hintergründe

Bollerwagen: Sehr wichtig in Notzeiten!

Charlotte Wiegand (1925-2021), wuchs in Bielefeld auf. Sie erklärte 2019 die Bedeutung eines Bollerwagens in Notzeiten:

„Meine Mutter hatte ja den Ersten Weltkrieg erlebt. Sie wusste, im Krieg wird nichts mehr gebracht, man bekommt nichts. Und als der Zweite Weltkrieg anfing, am ersten Kriegstag, da heulten sie Sirenen, da hat meine Mutter in der Webereistraße im Schaufenster einen Bollerwagen gesehen. Das war das Erste, was wir für den Krieg gekauft haben. Diesen Bollerwagen haben wir dann auch sehr viel gebraucht., dass wir Obst vom Bauern holten, oder Flaschen zur Mosterei brachten oder gebrauchte Dosen aus dem Krankenhaus zum Einmachen. Der Installateur machte die zu, der konnte das. Oder wir holten beim Kohlenhändler Schlammkohle. Also Bollerwagen: Sehr wichtig in Notzeiten!

Das Luftwaffenbekeidungsamt war ganz im Osten von Bielefeld. Bei Kriegende hörte meine Mutter, dass da wohl was zu holen wäre. Also machte sie sich mit dem Bollerwagen auf den Weg. Aber sie war allein hingegangen und konnte ihren Bollerwagen nicht unbeaufsichtigt lassen, der wäre sofort weg gewesen.

Also konnte sie sich nichts holen, sondern nur draußen das in den Bollerwagen einpacken, was andere weggeworfen hatten.  Die Leute waren so unvernünftig und so habgierig, die haben Blecheimer mit Marmelade ausgeschüttet und den Eimer unter auslaufende Ölfässer gehalten. Das lag da nun alles im Dreck. Wenn das nun einer organisiert und eingeteilt hätte… Sie warfen auch die Mehlsäcke aus dem ersten Stock; die meisten platzten auf, und wenn sie Glück hatten, dann blieb da mal einer heil. Plötzlich riefen die Leute „Schnell weg, die SS kommt und sprengt das gleich in die Luft!“  Also, was meine Mutter mitgebracht hatte, das konnte man auch bald wegschmeißen, so Bänder und irgendwas, getrocknetes Gemüse. Nur um etwas mitzunehmen. Und das alles, weil sie den Bollerwagen nicht allein lassen konnte – wer hatte schon einen Bollerwagen?!“

 

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Kontakt…

Bollerwagen aus dem Ravensberger Land um 1920. Foto: Haller ZeitRäume.