Die Bahn kommt! Mit der Eröffnung der Strecke Bielefeld – Osnabrück war Halle ab August 1886 an das weltweite Schienennetz angeschlossen. Der Fuhrmann Wilhelm Stukemeier (1851-1903) wurde dadurch arbeitslos, aber zugleich unsterblich, denn der Zug erhielt seinen Namen „Haller Willem“.
Mit der Eisenbahn kamen Gäste nach Halle, um hier die Sommerfrische zu genießen. Lokale, wie hier im Hintergrund die Bahnhofsgaststätte Windmöller, bewirteten die Reisenden. Vorteile brachte die Bahn vor allem der Haller Industrie: Über die Bahnhofstraße rollen Wagenladungen von Hanfseilen, Branntwein und Fleischwaren zu den Güterzügen…
Was in der Jubiläumsausgabe des Haller Kreisblatts 1932 berichtet wurde, erfahren Sie unter….
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Bevor die Eisenbahnlinie gebaut wurde, brachte nach genauem Fahrplan ein Pferde-Omnibus Reisende und Waren von Halle nach Bielefeld. Überall kannte man den Fuhrmann als „Haller Willem“. Seine Familiengeschichte erzählen wir hier…
Zu den Haller Industriebetrieben, die von dem Bahnanschluss profitierten, gehören die Seilerei und Bindfadenfabrik Hackmann, die Fleischwarenfabrik Rolff, die Brennerei Kisker und nicht zuletzt die Firma Stern. Letztere baute ihre neuen Werksgebäude zur Lumpensortierung in den 1920er Jahren direkt an der Bahnlinie.
Die Eisenbahnlinie beeinflusste auch die Landwirtschaft in Halle. Die Ernteerträge an Getreide und Kartoffeln, Fleisch und Milch ernährten die Städte, vor allem im Ruhrgebiet. Erfahren Sie mehr über das Landleben um 1900…
Schon den Bau der ersten Steinbahn [befestigte Straße] im Jahre 1844 hatten vor allem die Haller Händler und Gewerbetreibenden gefordert. Es war die Chaussee nach Bielefeld, und wenigstens die Firma Wilhelm Kisker gab einiges Geld dafür.
Mit der Ausbreitung der Eisenbahn kam bald auch in Halle der Wunsch auf, Waren auf dem Schienenwege beziehen und versenden zu können. Wieder kam die Anregung von den heimischen Fabrikbesitzern, namentlich von Kisker, Rolff und Buskühl, die sich davon ein Aufblühen der Wirtschaft erhofften.
Ihr Ziel war eine Zugverbindung zwischen Brackwede und Osnabrück und natürlich waren alle Gemeinden dazwischen ebenfalls für die neue Strecke.
In Halle selbst unterhielt damals der Fuhrmann Wilhelm Stukemeier mit seinem Pferde-Omnibus einen täglichen Liefer- und Abholdienst zum Brackweder Bahnhof. Dort erreichten Reisende und Warenversender den nächstliegenden Anschluss an das Schienennetz.
Die neue Bahnstrecke (amtlich RB 75) bekam am Ende den Namen „Haller Willem“, womit das Andenken an den beliebten Fuhrmann bis heute erhalten blieb.
Der Startschuss für das Projekt „Bau einer Bahn von Osnabrück-Brackwede über Halle“ war die Bewilligung der Mittel (2,63 Mio. Mark) durch das preußische Abgeordnetenhaus Anfang 1882.
Die Vorarbeiten nahmen jedoch viel Zeit in Anspruch, und das Haller Kreisblatt konnte erst am 21.11.1884 berichten, der Bahnbau sei in allen Teilen genehmigt.
Es wurde dann aber doch Mai 1885, bis der erste Spatenstich erfolgte. In Halle war die Freude darüber so groß, dass sich flugs ein Comitee bildete und die Bevölkerung aufforderte, sich dem für Freitag, den 20. Mai, 8 ¾ Uhr, geplanten Fackelzug zum Schloss Steinhausen anzuschließen um dem Landrat Graf zu Ysenburg (und Büdingen-Philippseich) einen Dank abzustatten. Der Graf hatte im Schloss seinen Wohnsitz. Er galt als einflussreicher Befürworter der Bahn.
Amtmann Altheide hielt die Huldigungsrede. Der Graf indes gab den Dank bescheiden an Gottlieb Buskühl weiter, für dessen „rastloses Bemühen“ um die Sache.
Der Gesangverein stimmte noch das „Vaterlandslied“ an, danach löste die Versammlung sich auf und in den Lokalen wurde noch lange weitergefeiert.
Parallel zum Bau der Bahn wurden die Bahnhöfe errichtet. Die Haller werden sich gewundert haben, dass ihnen kein Neubau zugedacht war. Stattdessen bekam die Kreisstadt als Empfangsgebäude den überzähligen Hannoverschen Südbahnhof. Und der Güterschuppen hatte bereits in Hildesheim seinem Zwecke gedient. Das Haller Kreisblatt mutmaßte damals, die „verkehrsreichsten Stationen Dissen und Halle“ würden später „Vergrößerungen erfahren.“ Ein Irrtum.
Probleme wie der grundlose Boden auf einem Künsebecker Streckenabschnitt und ein Streit um Löhne bremsten den Baufortschritt.
Der zuständige Schachtmeister hatte den Arbeitern einen Tageslohn von 2,25 bis 3 Mark in Aussicht gestellt, am Ende aber nur 1,50 bis 1,80 Mark zahlen wollen. Was die Arbeiter nicht ahnen konnten, da sie in der Zwischenzeit Abschlagszahlungen erhielten. Viele von ihnen verließen daraufhin die Baustelle unter Verzicht auf die Restzahlungen.
Der Bericht „Der Bau des Haller Willem“ in der Jubiläumsausgabe von 1932 schließt wie folgt:
„Wenn auch wegen dieser Schwierigkeiten der Eröffnungstermin wiederholt verschoben werden mußte, so wurden die Arbeiten im Frühling 1886 so beschleunigt, daß die Bahn am 7. Aug. 1886 polizeilich abgenommen und am 15. dem allgemeinen Verkehr übergeben werden konnte.“
Wolfgang Kosubek 2020
Wussten Sie, dass er Haller Willem beinahe über Werther gefahren wäre….? In Kürze erscheinen hier weitere Hintergrundinfos.