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Film „Haller Kreisblatt 1932“

Stummfilm | 1932
Leihgabe von Dieter Luedtke, mit freundlicher Genehmigung des Haller Kreisblatts

In rasendem Tempo werden die letzten Meldungen gesetzt, gedruckt und schon sausen die Zeitungsboten los – die Leser warten auf ihr druckfrisches Haller Kreisblatt…! Der 50. Geburtstag des Haller Kreisblatts im Sommer 1932 wurde groß aufgezogen, und der Höhepunkt war — ein Film.

In atemberaubender Schnittfolge zeigt der Stummfilm die Entstehung der „beliebten Heimatzeitung“: Redaktion und Druckerei in der Haller Rosenstraße, der Chefredakteur unter Hochdruck, der Setzer an seiner Linotype, die Druckmaschine wirft ein „HK“ nach dem anderen aus. Und schließlich bekommt „Vadder“ seine Zeitung…

Dieser Film ist eine Profiarbeit und ein Zeitdokument. Und wer genau hinschaut, wird bekannte Orte und interessante Details entdecken…
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Details und Hintergründe

Was zeigt der Stummfilm "Haller Kreisblatt 1932"?

Der Film erklärt die Entstehung der Zeitung und verbindet dies elegant mit einer Betriebsführung. Eingeblendete Zwischentexte erläutern die bewegten Bilder des Stummfilms.

Heute würde man diesen Blick hinter die Kulissen einen Imagefilm nennen: Er stellt hohes Tempo, moderne Technik und Zuverlässigkeit als Qualitäten der Zeitung heraus – alles im Dienste des Lesers, der jeden Morgen seine Zeitung erwartet, so wie „Vadder“, der alte Bauer in seinen Holzschuhen, weit draußen im Ravensberger Land.

Aus heutiger Sicht ist es aber auch ein Dokumentarfilm: Neben der Herstellung wird die Auslieferung der Zeitung gezeigt: Zu sehen sind Außenaufnahmen von Halle und Versmold. Anschaulich wird die damalige Infrastruktur: Telegramme und Telefon, Boten auf schnellen Fahrrädern, ein rasender Lieferwagen und die Eisenbahn als „Transportmittel Nr. 1“.

Der Stummfilm ist professionell gemacht. Die Bremer Produktinsfirma Müller & Gersiek arbeitete mit Drehbuch: Es gibt gut geplante Kameraeinstellungen, eine Choreographie für die auftretenden Personen und ausgewählte Requisiten wie den Verlobungsring am Finger einer Dame, die gemeinsam mit einem Herrn eine Anzeige aufgeben möchte…

Druckerei Haller Kreisblatt - Standbild aus Film 1932 - 50 Jahre Haller Kreisblatt

Die moderne Rotationsmaschine wird eingerichtet. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

Der Film zeigt folgende Szenen:
  • Ein sonniger Morgen im Sommer, es ist kurz vor 6 Uhr. Am Haller Bahnhof senkt sich die Schranke, und aus Richtung Osnabrück dampft der „Haller Willem“ heran.
  • Das Städtchen hält seine „Morgentoilette“: Vor der Post und in der Bahnhofstraße wird gefegt, ebenso in der Rosenstraße in der Einfahrt von Haller Kreisblatt-Redaktion und der dahinter liegenden Druckerei Meyer & Beckmann.
  • An der Ecke zur Rosenstraße wartet Herr […] aus der „Schriftleitung“ (Redaktion) auf den Eilboten mit den letzten Meldungen, die mit dem Morgenzug gekommen sind. Der Bote saust mit dem Fahrrad die Bahnhofstraße hinauf. Im Hintergrund ist das alte Haus des Friseurs Wagener zu erkennen. Der Schriftleiter reißt dem Boten die Nachrichten förmlich aus der Hand und verschwindet in der Redaktion. Es wird der Eindruck eines enormen Zeitdrucks vermittelt. Was nicht zu sehen ist: Der Hauptteil der Zeitung ist zu dieser Zeit schon gesetzt. Der Setzer hat damit schon um vier Uhr begonnen. Eine Spalte wurde für „Letzte Drahtmeldungen“ freigehalten, also für Nachrichten, die in letzter Minute per Telegraph in Halle eingetroffen sind.
  • Der Schriftleiter sieht die eingetroffenen Meldungen durch und wählt die wichtigsten aus.

Morgens um 6.00 Uhr vor der Redaktion. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

Hinter der Redaktion liegt das Druckereigebäude.

  • An der neuen Linotype-Setzmaschine, die sich das Haller Kreisblatt 1928 zugelegt hat, tippt der Maschinensetzer Joseph Brendel die Meldungen ab. Er muss hoch konzentriert arbeiten, damit kein Druckfehler entsteht. Die getippten Buchstaben werden von der Linotype zu einer Zeile aus heißem Blei gegossen. Der bleischwere Textblock ist noch warm, wenn er in die Setzerei getragen wird.
  • Ein wichtiger Mann ist der „Metteur“, der hier ein weißes Hemd und Fliege trägt. Er baut die Druckseiten aus Berichten, Anzeigen, Meldungen zusammen. Jetzt setzt er die letzen Nachrichten in die vorbereitete Seite ein.
  • Eine „Fahne“ (Probeseite) wird gedruckt und vom „Korrektor“ auf Fehler geprüft.

Der Maschinensetzer an seiner Linotype. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

  • In der Handsetzerei werden fehlerhafte Zeilen neu gesetzt. Auch Überschriften und Anzeigen werden noch per Hand aus Setzkasten-Lettern erstellt.
  • In einem Zwischenschritt entsteht die biegsame „Mater“. Sie ist die Vorlage für die gebogene Stereotypieplatte, die nun gegossen wird (Rundguß).
  • Im Maschinensaal wird die schwere, halbrunde Stereotypieplatte in die Rotationsmaschine eingespannt.
  • Die Rotationsmaschine läuft an. Der Druck beginnt. Nach je 50 gedruckten Exemplaren erklingt eine Glocke.
  • Um 6.50 Uhr beginnt die Auslieferung der fertigen Zeitungspakete.
  •  Der Lieferwagen wird beladen.

Arbeit in der Handsetzerei. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

  • Am Haller Bahnhof fährt die Dampflok des „Haller Willem“ ein. Vom Handkarren aus landen die Zeitungspakete im Güterwaggon. Die Bahn dampft ab in Richtung Bielefeld.
  • Der Lieferwagen verlässt das Verlagsgelände und biegt auf die Rosenstraße. Er hält vor der Post in […?]. Der Fahrer verlädt die Zeitungspakete in den Omnibus der Post (Post-, Güter- und Personenbeförderung)
  • Der radelnde Zeitungsbote holt seine Pakete am Lieferwagen ab.
  • Der Lieferwagen fährt am Postamt in Versmold vor. Gemeinsam wird entladen. Die Lieferfahrt führt am Versmolder Bürgermeisterhaus entlang.
  • Der Postbote radelt zu einem Bauernhof  und bringt „Vadder“ (ein alter Bauer, idealtypisch-volkstümlich mit weißem Bart, Mütze, Pfeife und Holzschuhen) das Haller Kreisblatt.
  • Zurück in der Geschäftsstelle in Halle: Ein junges Paar möchte eine Anzeige aufgeben. Die Dame trägt einen auffälligen Ring.
  • In der Redaktion arbeiten Schriftleiter, Sekretärin und Stenotypistin,  daneben Anzeigenverkauf und Vertrieb. Kommunikationsmedium ist das Telefon.
  • Schußbild: Noch einmal wir die neueste Errungenschaft, die Linotype-Setzmaschine, ins Bild gerückt. Setzer Joseph Brendel tippt die Bleizeilen für die morgige Ausgabe.
  • Schlußtext: Für Dich, liebe Leserin, lieber Leser! — Ende.
Zug mit Dampflok in Halle (Westf.) um 1930.

Der "Haller Willem" fährt aus Richung Osnabrück kommend in Halle ein. Das alte Bahnhofsgebäude ist mit Schiefer bekleidet. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

Die Jubiläumsausgabe des Haller Kreisblatts - Kind ihrer Zeit

Am Donnerstag den 18. Februar 1932 feierte das HK sein 50jähriges Bestehen. Veröffentlicht wurde an diesem Tag eine „Festnummer“ der Zeitung, die wie gewohnt im Betrieb an der Rosenstraße in Halle gedruckt worden war.

Das Geleitwort. Ein Jahr vor dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 spiegelt die Jubiläumsausgabe den Geist der späten Weimarer Republik. Es herrscht eine allgemeine Bedrückung in Folge der Weltwirtschaftskrise und der politischen Instabilität. Dem setzt die Zeitung in ihrem Geleitwort ein trotziges „Im Unglück jetzt erst recht!“ entgegen. Es wird die Erwartung geäußert, ein „Wendepunkt der Geschichte“ stehe bevor. Ein Jahr später trat dieses tatsächlich ein. Das Vokabular der politischen Rechten fließt bereits in den allgemeinen Sprachgebrauch ein: Auch im Geleitwort der Festnummer kündigt sich der „Kampf für Volk und Vaterland“ an. Ob das Bärtchen mancher Herren als politisches Statement gemeint ist?

Der Schriftleiter betritt sein Büro. An der Wand hängt das Portrait des Reichspräsideneten Paul von Hindenburg. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932".

Auf den Anzeigenseiten werben die Geschäfte jüdischer Eigentümerinnen, Ida Herzberg in Halle oder Familie Bergfeldt in Versmold, für Damen- und Kindermoden oder Öfen und Spielfahrzeuge. Friseur Ellerbeck bietet Ondulieren und Bubikopf-Pflege an. Kaufmann C.H. Brune lobt seinen „Schellfisch ohne Kopf“, Hoflieferant Rolff dagegen „Saftschinken in Dosen“. Ein junger Knecht sucht Arbeit. Diese Anzeigen stehen neben der einzigen Bekanntmachung einer Partei: Die NSDAP ruft zur „öffentlichen Kundgebung“ nach Borgholzhausen, wo der Bielefelder NSDAP-Stadtverordnete Emil Irrgang fordern würde: „Hinweg mit dem System! Dem Nationalsozialismus die Macht!“ – womit klar war, wohin der Weg führen sollte.

Als Autoren der Festausgabe konnten namhafte Persönlichkeiten und Amtspersonen gewonnen werden: Der Verleger, Werner Bratvogel, lässt die Geschichte des Haller Kreisblatts revue passieren, Landrat von Campe erklärt die Entstehung des Kreises Halle, der junge Haller Bürgermeister Eduard Meyer zu Hoberge skizziert „Das Amt Halle und seine Gemeinden“, Werthers Bürgermeister Ostrop schreibt über Werther, Lehrer Wilhelm Vinke über Versmold. Landwirtschaftsrat Kersken stellt die Haller Landwirtschaftsschule an der Alleestraße vor, der Postmeister von Werther wiederum seinen Aufgabenbereich usw. Für Halle schreibt ein Dr. Georg Krause über „50 Jahre Gewerbe in Halle“ und Lehrer Artur Wittenstein befasst sich mit den Haller Schulen. Beide werden nach 1933 führende NSDAP-Leute in Halle.

In der Beilage „Aus dem werktätigen Leben unserer Heimatzeitung – Ein Tag Haller Kreisblatt“ werden alle Abläufe der Zeitungsherstellung gut lesbar beschrieben. Gerade so, wie sie der Film zeigt.

Fräulein an einer Schreibmaschine um 1930

Eine junge Mitarbeiterin trägt die Frisurenmode der Zeit. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932":

Letzte Drahtmeldung

Soeben erreicht uns die Nachricht, dass heute ein weiterer, nämlich der erste Teil des Stummfilms entdeckt wurde!

Gegenstand könnte die Berichterstattung vom Tierschaufest in Tatenhausen sein. Wir versuchen, Näheres in Erfahrung zu bringen und halten Sie auf dem Laufenden.

Katja Kosubek am 9. Mai 2020, 0.17 Uhr.

 

Es ist uns gelungen, den Film „Tierschaufest in Tatenhausen 1932“ zu digitalisieren, den wir Ihnen heute stolz präsentieren können…

Katja Kosubek am 9. Oktober 2021, 16.19 Uhr.

 

Zum Weiterlesen

Halles erste Zeitung war  Der Bote vom Ravensberge, herausgebracht von dem Hörster Drucker und Pressepionier Heinrich Uthmann. Man schrieb das Revolutionsjahr 1848…

Aus dem Boten vom Ravensberge wurde später das Haller Kreisblatt.

"Thierschaufest in Tatenhausen" - Bekanntmachung im ersten Haller Kreisblatt von 1882. Standbild aus "Haller Kreisblatt 1932"

Quellen:

Stummfilm „Haller Kreisblatt 1932“.

Jubliläumsausgabe „50 Jahre Haller Kreisbkatt – 1882-1932“.