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AusstellungZeitRaum 3 NationalsozialismusThemenwand Unter Zwang Totenzettel

Totenzettel

Papier, bedruckt | 1941
Leihgabe aus Privatbesitz

„Anfang August 1941 … fand er den Tod in Hadamar“ – mit Bedacht wählten die Angehörigen zur Trauerfeier von Joseph Korff diese Worte, und die Zeitgenossen verstanden die Botschaft sogleich: Der 36jährige war im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Maßnahmen in der Anstalt Hadamar umgebracht worden. Die kleine Erinnerungskarte steht für einen Mord – und zugleich für tausende.

Joseph war der Zwillingsbruder des Haller Pfarrers Franz Korff, der die Herz-Jesu-Gemeinde durch die Zeit des Nationalsozialismus begleitete.

Ein Totenzettel als Anklage…

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Details und Hintergründe

Die Brüder Joseph und Franz Korff

„Ohne den mehr als 80 Jahre alten Totenzettel aus dem zerfledderten Gesangbuch meiner Großmutter wäre es wohl für immer in Vergessenheit geraten, dass der langjährig in Halle Westfalen tätige Pfarrer Franz Korff einen Zwillingsbruder hatte, der in Hadamar ermordet wurde.“ sagt Ulrike Menne. Der Fund der kleinen, gedruckte Karte, die in katholischen Gegenden üblicherweise bei Trauerfeiern überreicht wurde, beschäftigte sie: „Wurde hier nicht ganz deutlich Anklage erhoben? Gab es eine Verbindung zwischen Pfarrer Franz Korff in Halle und dem den katholischen Widerstand um Bischof Graf von Galen, dem ‚Löwen von Münster‘?“  Sie begann, in Kirchenarchiven zu recherchieren und nahm Kontakt zu Pfarrer Josef Dieste in Halle sowie zum Museum Haller ZeitRäume auf.

Schließlich ließ sich zum Teil rekonstruieren, was damals geschah.

 

Die Zwillinge

Drei Jungen wuchsen auf dem Hof Korff an der Möhne auf, einer tief katholischen Gegend im nördlichen Sauerland. Da waren die am 12. Februar 1905 geborenen Zwillinge Franz und Joseph, sowie ihr Bruder Fritz, der Hoferbe.  Joseph Korff galt in seiner Jugend als „Muster eines braven, echt christlichen Jungmannes“[1] und auch Franz wird seine Eltern stolz gemacht haben, als er nach dem Abitur Theologie studierte und am 12. März 1932 im Paderborner Dom zum Priester geweiht wurde.

Die TRostkarte dokumentiert die Ermordung im Rahmen der nationalsozialistischen

Totenzettel zur Trauerfeier für Joseph Korff, ermordet 1941 in der Anstalt Hadamar. Leihgabe aus Privatbesitz.

Franz Korff

Nach seiner Priesterweihe übernahm Franz Korff für einige Jahre ein Vikariat in Steinhausen bei Büren, bevor er 1936 als Pfarrvikar nach Halle in Westfalen kam.

Inmitten des evangelischen Ravensberger Landes war die katholische Gemeinde noch klein und die katholische Herz-Jesu-Kirche fast noch ein Neubau. Es gab es viel zu tun für einen jungen Geistlichen, doch die Zeit „war nicht danach“.

Mit kleinen, wirkungsvollen Schikanen versuchte das NS-Regime die Strahlkraft und Autorität der katholischen Kirche zu schmälern: Die feierliche Prozession zu Fronleichnam im geschmückten Stockkämper Wald war 1939 durch die NSDAP verdorben worden. Die Erstkommunion musste 1940 wegen des „Führergeburtstags“ verschoben werden. Kirchliche Flaggen waren verboten. Aus der Pfarrbibliothek wurden Bücher konfisziert, was Franz Korff als besonders schmerzlich empfand.[2] Katholische Kriegsgefangene, etwa aus Frankreich und Polen, durften nicht an den regulären Gottesdiensten teilnehmen. Doch mit offensichtlicher Freude berichtet Korff in der handgeschriebenen Kirchenchronik von gut besuchten Extra-Gottesdiensten die er für sie abhielt: am Ostersonntag 1941 eine Heilige Messe für 150 französische Kriegsgefangene, am Ostermontag ein „Polengottesdienst“ für sogenannte Zivilpolen. „Sie kommen nun regelmäßig am ersten Sonntag im Monat“, notiert der Pfarrvikar, „und es gibt jedes Mal ein großes Gedränge“[3].

Zur Firmung der Kinder am 29. April 1941 kündigte sich prominenter Besuch in Halle an, der Paderborner Kapitularvikar Julius Augustinus Baumann.[4] Mit blauer Tinte schrieb er einen Segen in die Kirchenchronik.[5] Wenige Monate später würde Baumann einer der katholischen Geistlichen sein, die öffentlich zu den nationalsozialistischen Krankenmorden Stellung bezogen und protestierten. So wie auch Bischof Clemens August Graf von Galen. Stand Franz Korff in Kontakt zu den Kreisen? Wusste er, wer die flammenden Predigten des Bischof von Galen als illegale Flugblätter verbreitete?

Franz Korff war ab 1936 Pfarrvikar und seit 1950 (durch die Erhebung von Herz-Jesu zur Pfarrkirche) Pfarrer in Halle/Westfalen. Foto: Archiv der Herz-Jesu-Gemeinde.

Joseph Korff

Franz Korffs Zwillingsbruder Joseph litt zu dieser Zeit schon an „einer schweren Krankheit“[6]. Seine Patientenakte ist nicht mehr erhalten, so dass nicht bekannt ist, wann und woran er erkrankte.[7]  Es ist davon auszugehen, dass Joseph dauerhaft Hilfe brauchte. Zu einem nicht bekannten Datum wurde er in die Heilanstalt Warstein aufgenommen.[8] Ein dortiger Pfleger erinnerte sich 1983, Josephs Bruder, der Bauer Fritz Korff, habe die Anstalt mit Lebensmitteln beliefert, „Runkeln und Kartoffeln“, und sich an den Kosten für den Pflegeplatz beteiligt.[9]

Im Schatten des Krieges begann im Herbst 1939 die organisierte und massenhafte Ermordung der körperlich oder psychisch chronisch Kranken. Entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie galten sie als „lebensunwert“, da sie keine Leustung, keinen  Nutzen für die „Volksgemeinschaft“ erbrachten. Ihre Tötung wurde von Hitler als  Gnadenakt dargestellt und mit dem Begriff „Euthanasie“ (schöner Tod), verschleiert.[10] Die von der Organisationszentrale in der Tiergartenstraße 4 in Berlin geplante und koordinierte Ermordung trug den Tarnnamen „Aktion T 4“. Sie begann im September 1939, zeitgleich mit dem Kriegsbeginn.

Von Warstein aus wurde Joseph Korff 1941 gemeinsam mit 235 Mitpatienten in die Anstalt Herborn verlegt, vorgeblich weil die in Warstein frei werdenden Häuser als Kriegslazarette gebraucht wurden.[11] „Herborn fungierte als eine sogenannte Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar. Das heißt, Patienten aus anderen Anstalten wurden hier gesammelt und bald darauf nach Hadamar verlegt. Hadamar war von Januar bis August 1941 eine Tötungsanstalt der ‚Aktion T4‘“, erklärt die Gedenkstätte Hadamar auf Anfrage zu Joseph Korff.

Mehrere Pfleger aus Warstein sowie ein Arzt begleiteten die Transporte. Bald sprach sich herum, dass Patientinnen und Patienten nach Hadamar gebracht und dort getötet wurden. Ein Pfleger erinnerte sich:

„Wir haben das sehr schnell erfahren. Auch einige Patienten wurden in Warstein unruhig, auch in der Bevölkerung wusste man einiges. […] Wegen der Beunruhigung unter dem Personal und in der Bevölkerung ist dann extra eine SA-Versammlung im ‚Deutschen Haus‘ einberufen worden. Ein SA-Mann […] hat dann einen Vortrag gehalten, was uns die Geisteskranken im Jahr kosten, dass wir im Krieg jetzt alle Kräfte fürs Vaterland gebrauchen, sie unnütze Esser wären usw., einige ältere SA-Genossen waren sehr empört und haben heftig protestiert, die waren wirklich erschüttert.“[12]

Die Transporte fanden mit Personenwagen der Reichsbahn statt. Unterwegs gab es lange Standzeiten, mehrfach wurde umgekoppelt. Viele Patienten hatten Angst und einige wehrten sich, erinnert sich der Pfleger „Sie tobten und riefen: ‚Das machen wir nicht mehr mit, lasst uns hier raus! Ihr macht uns kaputt!‘. Mehrere Pfleger haben diese Kranken dann auch beruhigt. […] Wir hatten für diesen Fall Spritzbestecke dabei, wir haben ihnen Beruhigungsspritzen gegeben.“[13]

Der Pfleger berichtet, in der Anstalt Eichberg bei Eltville sei einmal ein Zwischenaufenthalt eingelegt und die Patienten von den Pflegern getrennt worden. Schließlich hätten sie ihre Patienten, auf besondere Bitte, noch einmal sehen dürfen und stellten fest, dass allen mit „Blaustift“ eine Nummer auf die Brust geschrieben worden war. Die Angst und Verzweiflung dieser vertrauten Kranken sei ihm als Pfleger sehr nahe gegangen. [14]

Joseph Korff wurde am 17. Juli 1941 mit 80 weiteren Patienten nach Hadamar gebracht.[15] Sein Leidensweg wird sich von dem beschriebenen Transport kaum unterschieden haben. Die Auskunftsstelle erklärt: „Noch am Tag der Ankunft in Hadamar wurden die Patienten in der Regel in die im Keller der Anstalt befindliche Gaskammer geschickt und ermordet. Der 17. Juli 1941 ist daher als der Todestag von Herrn Korff anzusehen. Das damals offiziell mitgeteilte Todesdatum und die Todesursache wurden falsch angegeben, um Angehörige und Behörden zu täuschen.“[16]

Doch Joseph Korffs Brüder ließen sich nicht täuschen. Das zeigt der Totenzettel, den sie in Erinnerung an ihren Bruder drucken ließen.[17] „Anfang August 1941“ steht dort „fand er seinen Tod in Hadamar bei Limburg“. Sie hatten bereits eine Vorstellung davon, dass er in Hadamar keines natürlichen Todes gestorben war. Vielleicht ahnten sie sogar, dass das Ihnen genannte Sterbedatum falsch war, denn anders ist kaum zu erklären, dass sie das vom Hadamarer Sonderstandesamt genannt Sterbedatum nicht übernahmen, sondern „gestorben Anfang August 1941“ angegeben haben. [18] Am Sonntag, den 24. August, verlas der Pfarrer im Heimatort der Familie Korff den Todesfall von der Kanzel und die „ganze Gemeinde“ war empört“ [19].

Wendet man den Totenzettel, ist ein Bibelvers zu lesen:

„Der Herr ist unser Meister,

der Herr ist unser Richter,

der Herr ist unser König.

Er hilft uns.“[20]

Die schlichten Worte bekräftigen das christliche Bekenntnis zu Gott und stellen es der Vergötterung eines selbsternannten „Führer“ entgegen.

"Im Namen der Menschlichkeit erhebe ich Einspruch..." Kapitularvikar Augustinus Philipp Baumann wusste um die Krankenmorde. Er appellierte am den verantwortlichen NS-Landeshauptmann im Münsstre, Karl-Friedrich Kolbow, die "himmelschreiende Sünde" zu beenden. Erzbistumsarchiv Paderborn (Diözesanarchiv), Band XX,I 4 Nummer 431, Schreiben Baumann an Kolbow 12.August 1941. Wenige Tage später stoppte HItler die T4 Aktion vorerst. Für Joseph Korff aus dem Möhnetal war es jedoch zu spät.

„Im Namen der Menschlichkeit erhebe ich Einspruch…“

Etwa zu der Zeit, als Joseph Korff getötet wurde, hielt der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen eine seiner unerschrockenen Brandpredigten gegen das NS-Regime. In der Predigt vom 3. August 1941, thematisierte er die nationalsozialistischen Krankenmorde. Bischof von Galen berichtete von den grausamen Details und benannte die Täter, namentlich den Reichsärzteführer Dr. Conti und seine Dienststelle, die versuchten, „sich selbst göttliche Befugnisse anzumassen, sich zum Herrn zu machen über Leben und Tod der Mitmenschen.“[21]

Andere prominente Geistliche folgten seinem Beispiel in ähnlicher Weise:

So richtete der Paderborner Kapitularvikar Augustinus Philipp Baumann am 12. August 1941 „im Namen der Menschlichkeit“[22] einen flammenden Appell an den nationalsozialistischen Landeshauptmann der Provinz Westfalen, Karl-Friedrich Kolbow. Baumann verurteilte diese „himmelschreiende Sünde“ und bat Kolbow „seinen ganzen Einfluss aufzubieten, dass dem Massenmorden an Unschuldigen ein Ende gesetzt wird“. Der Adressat war treffend gewählt, denn Kolbow trug die Verantwortung für Durchführung der „Euthanasieaktionen“ in Westfalen.

Weihbischof Baumann ließ Kolbow wissen, dass er um das Ausmaß und die Details der Tötungen wusste, und mit ihm die gesamte katholische Bevölkerung des Bistums Paderborn. So verschaffte er sich breiten Rückhalt. Zudem vergaß Baumann nicht, Kolbow durch eine Unterzeile in Kenntnis zu setzten, dass eine Abschrift an seinen starken Verbündeten erging, Bischof Clemens August Graf von Galen, der im Volksmund bereits „Der Löwe von Münster“ genannt wurde und dessen Predigten als illegale Flugblätter in der Bevölkerung kursierten.[23]

Durch den breiten Widerstand der Bevölkerung, vor allem seitens der katholischen Geistlichen und der katholischen Gemeinden, wurde die „Aktion T4“ vorerst stark eingeschränkt. Doch nach dem hier erprobten Muster– Zugtransporte, Anschein einer regulären Aufnahme und unmittelbarer Vergasung – würde nur wenige Monate später die fabrikmäßige Ermordung der europäischen Juden geplant und umgesetzt werden.

Bischof Clemens August Graf von Galen, "Der Löwe von Münster" predigte 1941 gegen das nationalsoziaistische Regime.Foto: Bildersammlung des Bistumsarchivs Münster, der Urheber ist Gustav Albers.

Pfarrer Franz Korff setzt seine Arbeit in Halle fort

Franz Korff ging nach dem Tod seines Zwillingsbruders weiter seiner Tätigkeit in Halle nach. Seine handschriftlichen Einträge in die Chronik der Herz-Jesu-Gemeinde verraten nichts von persönlicher Trauer oder Auflehnung. Vielmehr zeigt er sich als stiller Kritiker des Nationalsozialismus. Gewissenhaft notiert er jeden Kriegstoten seiner Gemeinde mit Namen und Geburtsdatum, sorgt sich im verschneiten Winter um die Soldaten an der Ostfront und kümmert sich um die Evakuierten aus dem zerstörten Aachen.

Ob der Haller Pfarrer sich mit Kapitularvikar Baumann über die Krankenmorde austauschte und Kontakt zu den Kreisen um Bischof Graf von Galen hatte, kann heute noch nicht beantwortet werden.[24]

Belegt ist dagegen, dass Franz Korff in diesen Jahren zwei Mal von der Gestapo verhört und seine Wohnung durchsucht wurde. Als Grund hätte man ihm genannt. „Weil ich Literatur von der kirchl. Kriegshilfe für französische Kriegsgefangene bezogen hatte.“[25] Ob dies nur ein Vorwand war, bleibt offen. Mit einer Verwarnung kehrte Pfarrer Korff an die Arbeit zurück.

Nach 1945 konnte er viel für die Kirchengemeinde bewegen. Mit dem 1951 gegründeten Marienheim und dem 1956 gebauten Kindergaten entstand rund um die Kirche Halles „kleiner Vatikan“.  „Franz Korff hat für Halle richtig was bewegt!“ bemerkt Pfarrer Josef Dieste anerkennend. [26]

Der Haller Pfarrer starb am 26. August 1996 mit 91 Jahren.  Er wurde im Möhnetal neben der Urne seines Zwillingsbruders Joseph beigesetzt.

 

Ulrike Menne (Recherche) und Dr. Katja Kosubek (Text)

27. Januar 2022

Fragebogen des Erzbistums Paderborn zum Nationalsozialismus, Erzbistumsarchiv Paderborn, Band XXII, 21, Fragebogen Franz Korff 28.02.1948.

[1] Totenzettel für Joseph Korff vom August 1941, Privatbesitz von Ulrike Menne aus dem Nachlass ihrer Großmutter.

[2] Katholische Herz-Jesu-Gemeinde Halle (Westf.): Kirchenchronik, hier die Jahre 1936-1945 handschriftlich verfasst von Pfarrer Franz Korff. Einer von Pfarrer Korffs Leitsätzen war: „Lesen bildet. Ich bleibe immer ein Student.“, erinnert sich Pfarrer Josef Dieste. Tatsächlich war Franz Korff auch zeitlebens Mitglied in einer Studentenverbindung.

[3] Ebd.

[4] Ein Kapitularvikar betreut und verwaltet eine Diözese bzw. ein Bistum solange das Amt des Bischofs unbesetzt ist. Der Kapitularvikar hat während dieser Übergangszeit den Rang und sie Aufgaben eines Bischofs. In der Chronik der St. Anna Gemeinde Verl wird Augustinus Philipp Baumann als „Weihbischof“ bezeichnet.

[5] Katholische Herz-Jesu-Gemeinde Halle (Westf.): Kirchenchronik, S. 102.

[6] Totenzettel für Joseph Korff vom August 1941, Privatbesitz von Ulrike Menne aus dem Nachlass ihrer Großmutter.

[7] Gedenkstätte Hadamar, Auskunft per Mail von Franziska Schmidt (Auskunftstelle) am 3. April 2019.

[8] Ebd.

[9] Ulrich M. Wienecke: ‚Sterilisierung und Tötung sogenannter erblich Minderwertiger und Lebensunwerter im Nationalsozialismus – aufgearbeitet anhand von Literatur und unter besonderer Berücksichtigung der Geschehnisse in der Provinzialheilanstalt Warstein‘, Examensarbeit, Uni Dortmund, 1983. Herr Wienecke protokollierte im Rahmen seiner Arbeit Gespräche mit Pflegern. Eines dieser Gesprächsprotokolle stellte er als Manuskript zur Verfügung.

[10] Eine prägnante Erklärung einschließlich des Zitates bietet das Deutsche Historische Museum, LeMO; URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/euthanasie.html [online am 27. Januar 2022]. Dort heißt es: „Der Ermordung unheilbar Kranker und Behinderter hatte Adolf Hitler im Oktober 1939 mit einem auf den 1. September zurückdatierten und auf seinem Privatbogen verfassten Schreiben die Ermächtigung gegeben: ‚unheilbar Kranken … [sollte] der Gnadentod gewährt werden‘. Die Rückdatierung des Erlasses verdeutlichte, dass mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 auch der innere Krieg gegen Menschen begonnen hatte, die dem Rassenideal der Nationalsozialisten nicht entsprachen und somit als ’schädlich‘ und ‚wertlos‘ galten.“

[11] Wienecke, Manuskript.

[12] Ebd.

[13] Ebd.

[14] Ebd.

[15] Gedenkstätte Hadamar, Auskunft per Mail von Franziska Schmidt (Auskunftstelle) am 3. April 2019.

[16] Ebd.

[17] Die Karte wurde von der Bonifacius-Druckerei, Paderborn hergestellt.

[18] Gedenkstätte Hadamar, Auskunft per Mail von Franziska Schmidt (Auskunftstelle) am 3. April 2019.

[19] Wienecke, Manuskript.

[20] Bibelzitat Jesaja 33, Vers 22.

[21] Bischof Clemens August Graf von Galen in seiner Predigt vom 3. August 1941, Absatz 22; zitiert nach Universität Innsbruck, Theologische Fakultät, Textsammlung, URL: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/599.html [online am 26. Januar 2022].

[22] Erzbistumsarchiv Paderborn (Diözesanarchiv), Band  XX,I 4 Nummer 431,  Baumann an Kolbow 12.August 1941.

[23] Auch die Familie des späteren Haller Pfarrers Josef Diese erhielt in Anröchte diese Predigten, sie lagen damals in einem Umschlag anonym im Briefkasten.

[24] Aufschlussreich wäre ein Einblick in die Korrespondenz, die Franz Korff führte, etwa mit seiner Familie oder Augustinus Philipp Baumann, besonders vom Sommer 1941, als sein Bruder getötet wurde und Bischof von Galen seine flammenden Predigten hielt.

[25] Die katholische Kirche befragte ihre Geistlichen deutschlandweit nach Drangsalierungen durch die Gestapo oder deren Hilfsorgane. Im Rahmen der Teilumfrage „Das Erzbistum Paderborn unter dem Nationalsozialismus“ füllte auch Franz Korff den obligatorischen Fragebogen aus. Erbistumsarchiv Paderborn, Band XXII, 21, Fragebogen Franz Korff 28.02.1948.

[26] Pfarrer Josef Dieste per Mail am 24.4.2021.