Eine Maikäfer-Plage brachte die Haller 1881 zur Verzweiflung. Eifrig sammelte man die paarungsfreudigen Käfer von den Pflanzen. Vor allem Kinder halfen dabei, ausgerüstet mit Sammelbüchsen und -schachteln. Aber was tun mit den krabbenden Gesellen? Das Bielefelder Tageblatt wusste Rat: Unter der Rubrik „Landwirtschaftliches“ empfahl die Zeitung getrocknete und geschrotete Maikäfer als Tierfutter.
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Was in Halle geerntet, gebuttert und geschlachtet wurde, ernährte ab 1850 die wachsenden Industriestädte mit.
Wie gestalteten sich die menschlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Stadt und Land? Ausgehend von der hübschen Ravensberger Erntehaube erzählen wir aus dieser Zeit…
Ist Ihr Hund tüchtig, tut er seine Arbeit? Oder halten Sie womöglich einen „überflüssigen Hund“…? Danach wurde in Halle schon 1835 gefragt und dem entsprechend eine Hundesteuer verlangt.
…das war um 1920 in Halle noch gang und gäbe. Zu jedem neuen Haus gehörte ein langer Gemüsegarten und ein bißchen Kleinvieh. Die Ziegenbutterzentrifunge erzählt vom Leben in Gartnisch mit den manchmal bockigen Hausgenossen…
Ein Fundstück von Martin Wiegand
Früher war vieles anders… so war auch die Tierwelt eine andere: Es gab Maikäferplagen! Heute ist es schon fast eine Sensation, wenn man einen findet. Aber die Menschen damals wussten sich zu helfen wie der folgende Artikel aus dem Bielefelder Tageblatt von 1881 unter der Rubrik „Landwirtschaftliches“ zeigt:
„Maikäferschrot. Die getrockneten Maikäfer bilden ein sehr stickstoffreiches Futtermittel, dessen Geldwert unter Zugrundelegung der Fleischfuttermehl- preise, pro 100 Kg. ( der frisch getöteten Maikäfer ) mit 6, 7 1 M. zu beziffern ist. Dieser Wert kann indessen den Maikäfern erst dann zugelegt werden, wenn sie ebenso wie das Fleischmehl, in einem aufbewahrungsfähigen, leicht transportablen Zustand versetzt würden. Es wären somit von der obigen Wertziffer die Kosten der Zubereitung resp. Konservierung abzuziehen.
Zur Tötung der Maikäfer verwendet man am besten Schwefelkohlenstoff, von welchem man einige Kubikcentimeter auf die in ein Faß geschütteten Käfer träufeln läßt, worauf man das Faß etwa ½ Stunde lang wohl verschlossen hält. In geringen Mengen kann man auf frische Maikäfer, oder dieselben einfach mit anderen Futterstoffen gekocht, an Schweine verfüttern. Im getrockneten und geschroteten Zustande kann man aber den Schweinen bis zu ¼ ihres Nährstoffbedarfs Maikäfer – natürlich neben anderen – vorlegen.
Auch an Pferde will man getrocknete Maikäfer mit ganz gutem Erfolg verfüttert haben – jedenfalls aber nur in ganz geringen Mengen. Gut verwendbar sind die Maikäfer ferner als Fischfutter und sie bilden im frischen wie auch im getrockneten Zustande ein vortreffliches Hühnerfutter. Nach angestellten Versuchen sollen sogar durch Verfütterung getrockneter Maikäfer die Hühner frühzeitiger mit dem Eierlegen (am 6. Januar) beginnen. Bei diesen tötete man die Maikäfer mit kochendem Wasser, trocknete sie dann auf mit Leinen bespannten Horden an der Sonne, bis sie vollständig hart waren und schüttelte dieselben alsdann „nicht zu dick“ auf einem luftigen Boden aus, woselbst sich die getrockneten Käfer, ohne dumpfig und schimmlich zu werden, hielten. Auf letztere Art zubereitete Maikäfer müssen jedoch vor ihrer Verfütterung an Schweine ebenfalls geschrotet werden.“
Das Leben eines Maikäfers – Hintergrundwissen
Vier Jahre lang lebt ein Engerling in der Erde, bevor aus ihm ein Maikäfer wird. Er ernährt sich vor allem von Graswurzeln. Fressen sich mehr als 20 Engerlinge durch einen Quadratmeter Boden, können sie landwirtschaftliche Flächen, insbesondere Wiesen, vollständig ruinieren.
Nach etwa vier Jahren erlebt der wohlgenährte Engerling seine Metamorphose zum Maikäfer. In seiner neuen Gestalt krabbelt er hinauf ans Tageslicht. Die Aufgabe des Käfers ist es, sich im Mai und Juni fortzupflanzen. Ist die Paarung geglückt, sterben zuerst die Männchen und nach der Eiablage auch die Weibchen.
Bis in die 1950er Jahre gab es immer wiederkehrende „Maikäferjahre“ im Abstand von vier bis fünf Jahren, überlagert von Schwankungen über 35.40 Jahre.
Mehr Informationen zur heutigen Situation bietet die Website des NABU.