Seit 1906 gibt es in Halle die Graebestraße. Wissen Sie woher der Name kommt?
Vier Kinder waren die Graebes Zuhause in Soest — und später dann in Halle: Ernst, August, Friederike und Mathilde, die Jüngste. Sie war in Halle mit Ferdinand Böckmann verheiratet. Die Brüder blieben ledig.
Die Geschwister, deren Mutter aus Halle stammte, traten hier vor allem als Wohltäter in Erscheinung. Ernst spendete dem Haller Krankenhaus im Jahre seines Todes (1903) beachtliche 5.000 Mark.
August stellte der Stadt Halle 40.000 Mark für eine Stiftung zugunsten der Höheren Privatschule zur Verfügung (1906). Er begründete dies damit, er wolle seinem Bruder und sich selbst „in unserer zweiten Vaterstadt“ ein dauerndes Andenken sichern.
Doch in Halle traute man der Sache nicht: Da August Graebe zuletzt in Bielefeld wohnte, bat der zuständige Haller Amtmann Schwollmann im März 1906 in Bielefeld um Auskunft über Graebes Vermögensverhältnisse. Man teilte ihm mit, der Rentner August Graebe besitze ein Vermögen von wenigstens 460.000 Mark (!). Damit galt die Stiftung als gesichert. Nur zwei Monate später, im Mai 1906, setzte August Graebe seinem Leben ein vorzeitig Ende. Die Widmung der „Graebestraße“ erfolgte im Dezember desselben Jahres und bezog auch den Bruder Ernst mit ein.
Mathilde Böckmann geb. Graebe, teilte die Liebe zu Halle mit ihren Brüdern und war von gleicher Hilfsbereitschaft. Sie starb 1910 in Bad Oeynhausen, fand ihre letzte Ruhe aber in Halle auf dem Alten Friedhof.
Gemeinsam mit der Stadt gründete ihr Sohn, Ernst Böckmann, genau ein Jahr nach dem Tode der Mutter und in Erfüllung ihres Wunsches die „Mathilde-Böckmann-Stiftung“ mit einem Kapital von 4.000 Mark.
Die Stiftung sollte an Skrofulose und Tuberkulose erkrankten Kindern aus armen Familien eine Genesungskur ermöglichen.
Wolfgang Kosubek