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Sonderausstellung Haller Persönlichkeiten Minna Schrader

Minna Schrader

Ravensberger Seele

Das „Lüt“, die Kleine, von Pastor Schrader ging in allen Hörster Häusern ein und aus. Sie „kürte platt“ mit den Leuten und merkte sich all ihre schnurrigen Geschichten.
Friedrich Schrader war beinahe 60 Jahre alt, als Minna, seine Jüngste, 1850 geboren wurde. Er soll ein kluger, gebildeter und humorvoller Vater gewesen sein. Als die Gebrüder Grimm 1838 mit der Arbeit an ihrem Deutschen Wörterbuch begannen, hatte er daran mitgewirkt. So kam es, dass Wilhelm Grimms Ehefrau Dorothee eine Taufpatin der kleinen Pastorentochter wurde. Grimms Märchen gehörten selbstverständlich zu Minnas Kindheit. Schon mit neun Jahren verlor sie ihre Mutter, ihre Schwestern heirateten, und schließlich blieb Minna mit dem Vater allein. Die beiden teilten die Freude an der Literatur.
Schrader hatte zwei Töchter des Haller Pastors Hoermann geheiratet — wohlgemerkt nacheinander — und sie beide überlebt. Im Herbst 1877 starb auch er.

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Fortsetzung

Jetzt, mit 27 Jahren, begann Minna Schraders zweites Leben. Ein Jahr lang unterrichtete sie an der Volksschule in Hörste. Danach entschied sie sich, das Lehrerinnenseminar in Bielefeld zu besuchen und ging nach dem Examen in den Schuldienst.
Irgendwann hatte Minna zu schreiben begonnen. In ihren Erzählungen ließ sie die entschwundene ländliche Welt ihrer Kindheit auferstehen — und das auf Platt: Da dampfte die „Huüsmannkost“ und „Duerpkinner“ wie Kaups Mariechen kamen des Weges.
Neben Heiterem fand auch Nachdenkliches seinen Platz. Besonders gelang es ihr, im Spiegel der Landschaft die Ravensberger Seele einzufangen. Ihr einziger Erzählband wurde im Jahr 1896 als vielversprechende Talentprobe gefeiert. So hatte Minna Schrader gerade einen guten Ruf als Heimatdichterin erworben, als sie Weihnachten 1902 mit 52 Jahren starb.

Martin Wiegand und Katja Kosubek

Mehr über Minnas Großvater, Pastor Hoermann, erfahren Sie auf dem Geschichtspfad „Alter Friedhof“ in Halle.