Ludwig, ihr einziges Kind, wurde im Krieg gegen Dänemark getötet. Wem sollten die Eheleute Winnebrock nun ihren Besitz vererben?
Missunde war ein kleines Fischerdorf. Es liegt an der Schlei, die hier sehr schmal ist. An dieser Stelle wollte das machthungrige Königreich Preußen im Februar 1864 Holstein erobern, das zu dieser Zeit dänisch war. Doch in Nebel und Pulverrauch fanden die Geschütze kaum ihr Ziel. Der 23jährige Unteroffizier Ludwig Winnebrock war einer der wenigen Toten in diesem ersten Gefecht des Deutsch-Dänischen-Krieges. Zwei Tage nach seiner Verwundung in Missunde starb er in Eckenförde.
Seine Eltern, Franz Heinrich (1806-1890) und Catharine Wihelmine (1815-1900), die in Westbarthausen lebten, verloren damit ihren Hoferben. Sie entschieden, ihren Wohlstand stattdessen für einen guten Zweck einzusetzen. Ihre Wahl fiel auf das erste Haller Krankenhaus.
Im Oktober 1876 war dieses mit Hilfe großzügiger Spenden eingeweiht worden. Auch in den Folgejahren wurde es immer wieder finanziell gefördert — von Familien wie den Kiskers, den Graebes oder eben den Eltern von Ludwig Winnebrock.
Vater Franz Heinrich starb 1890 mit 84 Jahren, Mutter Catharine Wilhelmine folgte ihm im Jahr 1900, ebenfalls 84jährig. Im Jahr darauf wurde das Testament der beiden wirksam: Das Haller Krankenhaus erbte insgesamt 94.000 Mark — ein Vermögen!
Eine größere Spende war ihm niemals zuteil geworden.
In den nächsten Jahren erhielt das Haus einen Anbau, und der Weg zwischen Krankenhaus und Gaststätte Hollmann bekam 1906 einen Namen: Winnebrock-Straße.
Martin Wiegand und Katja Kosubek
Unser Bild zeigt das Haller Krankenhaus um 1937. Foto: Stadtarchiv Halle (Westf.)