Mit 28 Jahren stand der Pfarrer Kluck zum ersten Mal auf der Kanzel der Haller St. Johanniskirche. Die Gemeinde wird dem jungen Mann aus Münster neugierig zugehört haben…
Friedrich Wilhelm Kluck wurde 1841 als Sohn eines Münsteraner Baumeisters geboren. Eines seiner acht Geschwister war der preußische Generaloberst Alexander von Kluck.
Nach der Ordination 1868 arbeitete Wilhelm Kluck einige Zeit als Hilfsprediger und kam 1870 als sogenannter 2. Pfarrer nach Halle.
Der Theologe verband sich durch die Heirat mit der Kaufmannstochter Luise Kisker (1847-1895) mit der gehobenen Haller Gesellschaft. Die Eheleute lebten mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn an der Chaussee nach Bielefeld, im heutigen Haus Lange Straße 73, das früher einmal Bürgermeister Peter Gustav Wilmanns gehört hatte. Tochter Elisabeth (1873-1960) wiederum heiratete den Haller Fleischwarenfabrikanten Ferdinand Rolff. So waren die einflussreichen Familien untereinander verbunden.
Wilhelm Kluck wirkte 36 Jahre lang als Pastor in Halle. Seine Predigten erreichten eine ganze Generation. Daneben war er als Vorsteher des Haller Krankenhauses tätig und nahm Einfluss auf dessen Entwicklung.
Im Sommer 1906 ließ sich Kluck in den Ruhestand versetzen. Seine Abschiedspredigt wurde zur Erinnerung für die Gemeinde in einem kleinen Heftchen abgedruckt. Mit 70 Jahren starb Kluck nach schwerer Krankheit am 1912 in Halle. Er wurde auf dem Friedhof III an der Bielefelder Straße beigesetzt. (Das Kluck’sche Familiengrab wurde 2020 von der Unternehmerfamilie Weber übernommen.)
Wilhelm Klucks jüngerer Bruder Alexander, der als Generaloberst für seine militärischen Verdienste geadelt worden war, besuchte die Angehörigen in Halle noch oft − jeweils mit Vorankündigung in der Zeitung. Anlässlich seines 70. Geburtstags 1916 erhielt der ehemalige Schulplatz am Ende der Rosenstraße den Namen „v. Kluck-Platz“ (seit 2019 „Familie Isenberg-Platz“).
Martin Wiegand im Februar 2022